Die Seifenblasen der Erwartungen

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Das erste Zusammentreffen von Chris, Daphne, Emily und Annabel findet 1957 im Radcliff College statt, wo sie nicht nur Zimmernachbarinnen, sondern auch Freundinnen werden. Jede von ihnen hat etwas Belastendes zu verbergen. Ihr oberstes Ziel: bis zum Abschluss möglichst den idealen Mann zu ergattern. Im Vergleich zu heute waren damals die Erwartungen der Mädchen (und ihrer Eltern) sehr eng gesteckt. Doch auf die Zeit nach den Uniträumen und Hoffnungen folgt das reale Leben, das allerdings so ganz anders verläuft, als jede der vier es sich vorgestellt hat.
Die Siebzigerjahre bringen schliesslich ein erstes Klassentreffen, wo jede im Rückblick Bilanz ziehen muss, ob sie will oder nicht. Waren ihre damaligen Entscheidungen richtig? Welchen Verlauf hätte ihr Leben genommen, wenn sie sich für das Gegenteil entschieden hätten? Haben sie beim Erkennen ihres Scheiterns eine Kehrwendung wenigstens versucht?
Am Beginn des Buches gelingt es der Autorin ausgezeichnet, ein Netz zu spinnen, in das nach und nach die vier Protagonistinnen eingewoben werden. Plastisch und farbig sind die vier Charaktere geschildert, dazu die ihrer jeweiligen Partner. Trotz der vielen Personen bewahrt man aber gut den Überblick. Auch die zeitliche Einteilung der einzelnen Kapitel ist günstig gelegt.
Über einige Strecken herrscht eine recht gedrückte Stimmung. Zwar kommen einige Längen vor, die dem Drive der Handlung aber nicht wirklich schaden, und der Spannungsbogen hält bis zum Schluss. Der schlichte, süffige Schreibstil erleichtert es dem Leser zudem, den teils komplizierten Verflechtungen und Entwicklungen mühelos zu folgen. Man ahnt, wie das Buch enden wird, dennoch gibt es bis zum Ende viele Überraschungen.
Zwar war meine Hochschulzeit etwas später, doch habe ich mich in vielem wiedergefunden und kann nachvollziehen, warum die vier Frauen so und nicht anders gehandelt haben. Sooo viel anders war es 20 Jahre später bei uns auch nicht.
Der nächste Band, "Diese wilden, wunderbaren Jahre", ist bereits erhältlich. Den muss ich unbedingt auch lesen!