Eine Überraschung im Schafspelz

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anman1 Avatar

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Der zusammenfassende Text auf der Buchrückseite und am Buchanfang verkauft dieses Buch unter Wert. Genauso sieht es mit dem Buchcover aus.
Eine begeisternde Erzählung über die Wirren des Lebens und der Liebe mit dem liebevollen Auge für das Detail.

Der Roman "Die Welt war so groß" gliedert sich in drei Teile, jeder behandelt ein Jahrzehnt (50er, 60er und die 70er). Im Mittelpunkt stehen die Hauptpersonen Annabel Jones, Christine "Chris" Sparks, Emily Applebaum, Daphne Leeds, Max Harding, Richard Caldwell und Alexander English, und natürlich ihre Beziehungen, Ehen und Krisen, von 1957 an, als das College anfing, bis 1977 zur 20-Jahr-Feier. Die 20-Jahr-Feier ist ein guter Anlass, um noch einmal zurückzublicken und das eigene Leben zu überdenken.

"Die Welt war so groß" hat mich überaus positiv überrascht.
Das Cover und der Text zu Beginn verkaufen diesen Roman deutlich unter Wert. Eine so ausführliche, detaillierte und liebevolle Geschichte hatte ich wirklich nicht erwartet. In vielfältigerweise war dieser Roman begeisternd. Die Charaktere waren so gut gelungen und vielschichtig, veränderten sich; für den Leser wurde es nie langweilig.
Dazu trug auch der packende Erzählstil von Rona Jaffe bei, der selbst die eigentlich banalsten Geschichten zu einer großen Sache machte; im positiven Sinne solide Arbeit.
Inhaltlich hat dieser Roman Tiefgang, bleibt also nicht an der Oberfläche.
Jeder Charakter bekommt viel Aufmerksamkeit mit der Liebe zum Detail. Die Geschichte macht einen durch und durch authentischen Eindruck, in die man sich richtig fallen lassen kann.
Besonders gefallen hat mir der Teil über die 50er Jahr, als die College-Zeit beschrieben wurde, was allerdings nur meine persönliche Präferenz ist.
Sie wirkt so ganz anders und ist deswegen umso interessanter.

Rona Jaffe macht diese vergangenen Zeiten für den Leser erfahrbar und man genießt die Lektüre wirklich. Langeweile kam nie auf. Ein beachtlicher Roman und eine Neuauflage mehr als wert.
Was mir allerdings ein Rätsel bleibt, ist, warum der Klappentext das Klassentreffen so in den Fokus rückt und seine Bedeutung als so hoch einschätzt, obwohl es bloß im Prolog und Epilog Thema ist.
Meines Erachtens ist die Bedeutung des ersten Teils für die meisten Charaktere entscheidender, wenn auch nicht für alle gleichermaßen.

Ein exzellenter Roman, wie ich ihn nicht erwartet habe, der mich aber umso glücklicher macht.