Nostalgische Zeitreise

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nicky_g Avatar

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Zwanzig Jahre nach ihrem gemeinsamen College-Abschluss treffen sich Emily, Annabel, Daphne und Chris auf der Jahresfeier wieder. Als sie sich kennenlernten, lag ihnen die Welt offen, nun hat jede ihren Platz in der Welt gefunden. Aber sind sie auch glücklich? Haben sich ihre Träume erfüllt? Welche Vorstellungen wurden Wirklichkeit, welche gingen im Alltag verloren?

Rückblickend erfährt der Leser, wie die vier Frauen sich Ende der 50er-Jahre in Radcliff, das zum Harvard-Komplex gehört, kennenlernten. Sie waren und sind sehr unterschiedlich, so dass man nicht erstaunt ist, dass sich manche Freundschaft nicht lange gehalten hat. Während Annabel Partys liebt und einen Freund nach dem anderen hat, ist Chris eher zurückgezogen und schwärmt für einen jungen Mann. Emily sucht ihren Traumprinzen, der wie sie jüdisch sein sollte und Daphne versucht, ihr Geheimnis zu bewahren.

Rona Jaffe erzählt unaufgeregt von dem Leben, Leiden und Lernen der Frauen in Amerika zu einer Zeit, als es noch als ungehörig galt, vor der Ehe Sex zu haben, geschieden zu sein oder unverheiratet zusammenzuleben. Auf den ersten Seiten, als das Collegeleben der vier Frauen ausgiebig erzählt wird, ist das Hauptthema deshalb auch Sex. Das wird mit den Seiten etwas monoton, ist zudem etwas hölzern erzählt, ändert sich aber, als der Abschluss geschafft ist und jede in ihr weiteres Leben startet.

Teilweise wirkt die Schreibweise etwas altbacken (der Roman wurde Ende der 70er-Jahre veröffentlicht) und manches Wort („schmusen“) wird inflationär gebraucht, aber dadurch kommt einem die Zeit nahe und man fühlt sich richtig hineinversetzt in eine Epoche, die heutzutage fremd und empörend anmutet.

Sehr schön kommen die unterschiedlichen Charaktere zum Vorschein, als während der Diplomübergabe jede über ihre Zukunft sinniert:
Emily: „Durch den Egoismus einer anderen Persönlichkeit war sie gezwungen, im Nichts zu verharren, bis ihr Leben weiterging.“ (S. 191)
Annabel: „Jetzt könnt ihr mich alle mal, dachte Annabel glücklich. Ich bin frei.“ (S. 192)
Daphne: „Sie konnte es kaum erwarten, in diese Welt hinauszutreten und sie zu genießen.“ (S. 193)
Chris: „Doch sie sah nichts als Alexander.“ (S. 194)

Und so nehmen die vier Hauptfiguren den Leser mit in ihre Leben und in eine Welt, die den Weg für die Zukunft bereitete.