Fühlt sich zu modern an für die Zeit in der es spielt

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moontales Avatar

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Das beste an diesem Buch ist auch gleichzeitig etwas kompliziert, nämlich seine Offenheit. Die Autorin scheut sich nicht, die unverblümten, gewalttätigen und expliziten Lebensbedingungen einer Bordellsklavin zu schildern. Auch wenn ich denke, es hätte der Geschichte und den Charakteren einen schlechten Dienst erwiesen, wenn es beschönigt worden wäre, fand ich es teilweise schon ziemlich heftig. Aber inmitten dieser brutalen Ehrlichkeit ist dies auch eine Geschichte über Freundschaft und Schwesternschaft, über den Aufstieg nach vielen Entbehrungen, über den Wert von Menschlichkeit und Selbstwert sowie über den Preis der Freiheit. Genau das hat die Geschichte für mich interessant gemacht. Und Amara ist definitiv ein Charakter, der es wert ist, dass man ihm eine Stimme verleiht.

Was mich allerdings sehr gestört hat, ist, wie modern sich die Geschichte anfühlt. Ich erwarte nicht, dass Geschichten wie diese altertümlich geschrieben sind, aber in diesem Fall hätte ich es nie geglaubt, wenn nicht explizit gesagt worden wäre, dass die Geschichte im ersten Jahrhundert in Pompeji spielt. Es gibt einfach so viele Dinge im Schreibstil der Autorin und bei den Charakteren, die dafür sorgen, dass es sich eher wie ein zeitgenössischer Roman anfühlt als ein historischer Roman. alltägliche Ereignisse, moderne Sprache, die Charaktere verhalten sich, als würden sie in der heutigen Welt leben. Für mich hat es das alles sehr unglaubwürdig gemacht. Vielleicht soll es die Geschichte zugänglicher machen, dies aber, wie ich finde, zu einem sehr hohen Preis. Ich habe das Setting dadurch einfach nicht so wahrnehmen können und wurde oft aus dem Lesefluss gerissen.

Ich denke, dass Buch hat einige relevante Themen und definitiv auch seine guten Seiten, für mich gibt es aber leider auch starke Kritikpunkte, weshalb ich es nicht unbedingt weiterempfehlen kann.