Ein wundervoller Ein wundervoller Roman über Tragik und Schönheit des nur manchmal selbstbestimmten Lebens

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aurora79 Avatar

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„Die Wunder“ ist ein Roman von großer Eindrücklichkeit, der sich insbesondere über seine Auslassungen entfaltet. Sowohl die Sprache, in der manche Sätze versanden, als auch der Textfluss, der einzelne Textstellen wie Gedankensprünge manchmal erst aus dem Zusammenhang erschließbar macht. Aber auch, weil er nur wenige Stationen im Leben von Alicia und Maria beschreibt. Erst diese Leerstellen machen spürbar, was die Tragik ihrer Leben für sie und für ihre Lebensgestaltung bedeutet. Die Auslassung muss spürbar werden, das Fehlende sich entfalten. Die Geschichte muss sich erst festsetzen.
Ein großes Thema dieses Buches ist das Verfehlen. Es ist auch ein Familienroman, aber nahe kommen sich die beiden dabei insbesondere durch die Texte, die nebeneinander gestellt sind. So ist dieser Roman auch nicht in einem Rutsch lesbar. Unterstützt wird die Notwendigkeit des Innehaltens dadurch, dass wir zeitversetzt Einblick in das Leben (und darüber in die Lebensgeschichte) der beiden Protagonistinnen erhalten, zwei ganze Leben werden erzählt, dies aber abwechselnd. Zwei Dutzend Seiten sind der einen gewidmet, zwei Dutzend der anderen. Will man die Leben nicht durchmischen, so kann man nach meiner Erfahrung nicht mehr als ein Kapitel am Stück lesen. Erzählweise und Erzählung greifen nahtlos ineinander, und die eine wiederholt die Motive der anderen.
Ein wirklich sehr gelungener Roman.