Intelligent, wichtig und leider nicht das was ich mir erhofft habe

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h4ppysoul Avatar

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Ich muss vorweg direkt sagen: ich habe das Buch glaube ich gar nicht richtig verstanden. Die Autorin beschreibt etwas sehr wichtiges und einzigartiges in dem sinne, dass ich kaum ein Buch kenne, das sich so auf die einzelheiten und alltäglichkeiten fokussiert.

Der Schreibstil ist defnitiv gewühnungsbedürftig, finde ich aber im Kontext der Geschichte selbst eine sehr clevere und poetische Wahl. Die Wunder ist in gleichzeitig sehr kurzen und doch verschachtelten Sätzen geschrieben, liest sich erst etwas holprig, dann wird einem aber klar: das liest sich wie niedergeschriebene Gedanken. Elena Medel schafft es so einem ein sehr deutliches Bild zu machen wer Alicia und Maria als Personen sind und wie ihre Gefühle und Gedanken sind.

Da beginnen auch direkt meine gemischten Gefühle zu diesem Buch. Keiner der Charaktere gefällt mir. Ich finde es gut, dass Alicia und Maria keine perfekten Menschen sind, das sind reale Menschen ja auch nicht, aber ich konnte dann doch einfach keine Bindung zu irgendwem aufbauen.

Die Geschichte selbst ist aufgeteilt in Kapitel welche abwechselnd aus der sicht von Alicia und Maria erzählen. Die Sichtweisen schreiten jeweils chronologisch voran bis zum letzten Kapitel welches direkt nach dem allerersten Kapitel spielt.
Die Kapitel lassen sich fast schon als lose zusammenhängende Kurzgeschichten einordnen, welche auf sehr bodenständiger Art und Weise das Leben in Spanien als Frau von 1969-2018 darstellen. Viel passieren tut aber nicht wirklich und die Erzählungen plätschern ein wenig vor sich her bis es dann zum Ende kommt und dann alles vorbei ist. Einerseits ist auch das Ende passend, weil das echte Leben auch kein Spektakel ist in dem alle offenen Fragen befriedigend geklärt werden, andererseits fühlt es sich doch unfertig an und ich fande das Ende ziemlich nichtssagend.


Alles in allem würde ich für Die Wunder eine Leseempfehlung geben unter dem Vorbehalt, dass es im klassischen Sinne keine spannende Geschichte ist und eher als fiktive Memoiren mit starkem historischem Hintergrund gelesen werden sollte.