ohne Wunder

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grobi58 Avatar

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Der Roman von Elena Medel ist wohl in Spanien ein Erfolg. Ob es an der Übersetzung liegt oder an den zu hohen Vorschusslorbeeren - mich hat das Buch eher enttäuscht. Ein Bildungsroman müsste eine Weiterentwicklung, einen Bildungsprozess der Protagonistinnen beschreiben, doch die beiden Frauenleben plätschern so vor sich hin, unterscheiden sich nicht wesentlich von allen Lebensläufen der jeweiligen Zeitepoche. Die schicksalhafte Einbettung in den sozialen Status per Geburt und die geringen Chancen des Aufstiegs bei mangelnder Bildung gelten für Frauen und Männer gleichsam. Warum das Buch 'Die Wunder' heißt, bleibt auch rätselhaft, sind es doch eher die ausbleibenden Wunder, die das Leben der beiden Frauen fixieren. Je knapper der finanzielle background und je niedriger das erreichte Bildungsniveau sind, um so geringer sind die Möglichkeiten des Auswählens, der möglichen Entscheidungsoptionen und Selbstbestimmung. Zum Vorteil des Buches zählt, dass es die Mutterschaft als weichenstellendes Element gut beschreibt und durch beide Generationen laufen lässt. Der Roman springt oft zwischen den Zeiten und den beiden Frauen, so dass der Lesefluss immer wieder unterbrochen ist. Die beiden Frauenleben nebeneinander gestellt, zeigen, dass sich Alicia sich schon einen Zuwachs an persönlichen Freiheiten erarbeiten konnte. Insgesamt hat der Roman leider meine Erwartungen nicht erfüllt, aber er wird sicher seine Leserschaft finden.