Um den Mangel an Geld

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constanze_pachner Avatar

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"Noch nie sind sie sich begegnet. Maria und Alicia, Großmutter und Enkelin. Die Ältere kommt Ende der Sechziger einer Schande wegen nach Madrid, die jüngere flieht Jahrzehnte später in die Stadt, von einer Tragödie um ihre Herkunft und den Schlaf gebracht. Maria und Alicia, beide führen sie ein Frauenleben, beiden fehlt das Geld..." Klappentext

In einer semi-begeisterten Sitzposition bleibe ich schnaufend zurück: ein starkes, wichtiges Thema erzählt mit wenig flüssig kongruenter Komposition - da sind scharfe Kanten im Gefüge, an denen man sich neugierig schneidet, doch sucht man vergeblich nach Ecken, um die man zwinkernd blickend gehen möchte.
Mit schwankend harten Wechseln zwirbeln sich an manchen Stellen Dialoge an Dialoge, die hin und wieder aufgebaute Stimmungen in seine Einzelteile zermalmen. Ein quietschender Schreibstil, der nach einer Ölung lächzt, findet sich - eine Sogwirkung verhindernd - in beiden der Frauenerzählstimmen. Allein Alicias Stimme verliert mit der Zeit ihre verlangsamende Holprigkeit, spielt mit Perspektiven und lässt die Seiten mit vernarrter Lebendigkeit sowie demonstrativer Direktheit, die mit viel Wut bestreuselt ist, sich fortlaufend umblättern.

Das real gehaltene Ende, in aufrüttelnder Manier die Emanzipation von Maria mit all ihren Entbehrungen darstellend, verblüfft mit einem fast schon nicht mehr zu erwartenden harmonischen Triangelspiel aus Sprache, Inhalt und Szene. Trotz all der unausgegorenen Umsetzung ist der Roman von 'Die Wunder' von Elena Medel - übersetzt von #susannelange - eine lesenswerte Geschichte, dessen Kraft in der botschaftlichen Ehrlichkeit zu sich selber liegt - Glück krallt sich im Spannungsfeld zweier sich gegenüber stehender Pole an alles, ganz besonders an die Zufriedenheit, die vom Mangel und vom Überfluss an Geld fesselfrei durch die Räume schlurft.