"Die Kirschen in Nachbars Garten, die waren so süß und so rot" (Peter Alexander)

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Seit einem Jahr sind Köchin Aurélie und Bestsellerautor André ein Paar, der Valentinstag soll nun die Krönung sein, denn André plant, seiner Herzdame endlich einen Heiratsantrag zu machen. Doch dann kommt alles völlig anders, als geplant. Aurélies Restaurant „Le Temps des Cerises“ ist nicht nur extem gut besucht, sondern bekommt ausgerechnet an dem Tag einen Michelin-Stern verliehen, was sich kurze Zeit später als Verwechslung herausstellt und den eigentlichen Gewinner Jean-Marie Marronnier auf den Plan ruft, der Aurélie anruft und diskreditiert. Bei einem gemeinsamen Fototermin mit Marronnier muss Aurélie sich eingestehen, dass der Mann gar nicht so übel ist. André kann seine Eifersucht kaum zügeln und sieht seine Felle davon schwimmen…
Jeder, der sich damals in die Geschichte von André und Aurélie verliebte, hat sich bestimmt oftmals die Frage gestellt, wie es mit den beiden wohl weiterging. Nun hat Nicolas Barreau mit „Zeit der Kirschen“ die Geschichte seines romantischen Bestsellers „Das Lächeln der Frauen“ fortgeschrieben und als Leser darf man erneut in die Stadt der Liebe reisen, um den weiteren Verlauf der Liebesgeschichte hautnah mitzuverfolgen. Flüssig, farbenfroh, charmant und mit viel französischem Flair bestellt der Autor seine Leserschar in Paris ein, um dort in Aurélies Restaurant den besten Platz zu ergattern und von dort die Geschicke der Protagonisten zu verfolgen. Durch wechselnde Perspektiven steckt man mal im Kopf von André, mal in dem von Aurélie, verfolgt ihre Gedankengänge und erlebt so auch die Missverständnisse, die bei den beiden immer wieder zu Irritationen führen. Aus dem Off wird mit einigem Witz kommentiert, was die Handlung noch lebendiger und nahbarer macht. Gekonnt verwebt Barreau Romantik mit Problematik, facht dabei das Gefühlsbarometer des Lesers an, der sich mal auf die eine, mal auf die andere Seite schlägt und dem Ausgang regelrecht entgegenfiebert, während er sich vom Pariser Flair vereinnahmen lässt und allerlei Köstlichkeiten Nase und Gaumen in Entzücken versetzen. Die Fortsetzung ist zwar gelungen, doch es fehlt ihr an dem Überraschungseffekt und dem Bittersüßen, das der erste Band durch und durch verkörperte. Diese Geschichte ist zwar romantisch, kurzweilig und unterhaltsam, doch kann sie nicht ganz an „Das Lächeln der Frauen“ heranreichen.
Die Charaktere sind lebendig und authentisch in Szene gesetzt, ihre glaubwürdigen Ecken und Kanten nehmen den Leser sofort für sich ein, der sie auf Schritt und Tritt beobachtet. André ist beruflich erfolgreich, aber ohne richtiges Durchsetzungsvermögen und bei all seiner Schüchternheit ein Genießer. Aber er ist auch seiner bei Aurélie nicht sicher, was ihm so allerlei Kopfschmerzen bereitet und ihn oftmals wie einen Chaoten dastehen lässt. Zu lange hat er ihre Beziehung als selbstverständlich hingenommen und es im Alltag schleifen lassen. Aurélie ist eine wunderbare, liebenswerte Frau, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Sie hat ein großes Herz, das sie gern mit allen teilt. Jean-Marie versteckt hinter seiner arroganten Manier ein ganz annehmbares Wesen, doch sollte man immer genauer hinschauen.
Keine Frage: „Zeit der Kirschen“ ist romantisch, konfliktbeladen und durchaus lesenswert, beschert es dem Leser nicht nur eine wunderbare unterhaltsame Geschichte, bei der die Zeit dahinfliegt und man sich gedanklich ins zauberhafte Paris träumt. Doch diesem Roman fehlt das Bittersüße und die Magie von „Das Lächeln der Frauen“, deshalb nur eine verdiente Leseempfehlung!