Du wirst nie vorbereitet sein.

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r.e.r. Avatar

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„Du wirst nie auf die Schuldgefühle vorbereitet sein, die dich quälen, weil du vorschriftsgemäß den Befehl gegeben hast, auf eine »verdächtige Zielperson« zu schießen,und dann entdeckst, dass es sich um eine schwangere Frau handelte, die Hilfe gesucht hat, gerade mal achtzehnJahre alt, wie hättest du auch wissen sollen, dass sie unter ihrer Burka nicht eine Bombe versteckte. Und wieso hättest du ihr vertrauen sollen? Das dachte auch Romain Roller, als sie in Paphos auf der Insel Zypern landeten und das Fünf-Sterne-Hotel
bezogen, in dem sie drei Tage verbringen sollten, zur Erholung, wie es hieß, bevor sie nach Hause zurückflogen; eine Schleuse am Ende ihres sechsmonatigen Einsatzes, die sich die Regierung als Maßnahme vor der Rückkehr in das normale Leben ausgedacht hatte.“

Ein normales Leben, das für Romain Roller nicht mehr möglich sein wird. Denn das Traum nach seinem 6 monatigen Afghanistan Einsatz sitzt tief.

Auch für Francois Vély wird ein normales Leben nicht mehr möglich sein, wenn auch aus anderen Gründen. „Der Chef des größten Mobilfunkunternehmens und zehntreichster Mann Frankreichs, intelligent und kultiviert. François der mit fast fünfzig alles erreicht, was das Leben den vom Glück Begünstigten zu bieten hat. Bis ihm eines Abends beim Empfang eines großen Wirtschaftsmagazins die Journalistin und Schriftstellerin Marion Decker begegnete. Und sein Lebensgebäude explodierte.“

Zwei Männer, zwei Leben, eine Frau und die Gesellschaft in der wir leben. Karine Tuil beginnt ihren Roman ein Jahr vor dem 11. September. Beschreibt den glückseligen Taumel zweier glücklicher Bewerber, die einen Job im World Trade Center ergattern. Ein Jahr später stürzen Sie aus dem hundertsten bwz. Hundertvierten Stock. Darunter setzt sie den Auszug der Rede von Georg W. Bush vom 7. Oktober 2001. Der Krieg hat begonnen.

Tuil schreibt vielschichtig und eindringlich. An einer Stelle rät Paul Vély seinem Sohn: „Wenn du von deinen Freunden nicht enttäuscht werden willst, achte bei ihrer Auswahl auf den Bestand ihrer Bibliothek. Man ist, was man liest.“

Ein Satz der gut zu dem Roman zu passen scheint, denn er verspricht laut Leseprobe, jede Bibliothek zu zieren. Man ist, was man liest. Diesen Roman werde ich gerne lesen.