Ruhelos: Schreibstil, Story, Message

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nadines_buecher Avatar

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Schonungslos und brutal, damit auf den Punkt gebracht und ehrlich, als sei es das Skelett einer Wahrheit, die jeden Tag beschönigt und abgemildert wird - so der Beginn der Story in nachhallenden, stakkatoartigen Sätzen. War es Schicksal, dass der Amerikander und der Franzose die Stellen, um die sich viele bewarben, in den Twin Towers in New York bekamen und 2001 dort zu Tode kamen? War es Schicksal, dass die abgelehnten Bewerber zunächst haderten, aber schließlich mit dem Leben davonkamen? Das Schicksal des Soldaten Romain Roller war es, gegen den Terror in den Krieg zu ziehen, ohne Rücksicht auf Verluste - Freunde, Kameraden, Identität, die Seele. Das Schicksal des Moguls Francois Vély scheint gerade erst zu beginnen, kennt er doch nur das Schicksal seines Großvaters im Konzentrationslager und das Schicksal seines Vaters, der seine jüdische Herkunft durch den Tausch zweier Buchstaben gegen eine Karriere in der französischen Spitzenpolitik eintauscht, was den Filius wiederum das ermöglicht, was er meint zu besitzen: Macht, Geld, Frauen, das Recht sich zu nehmen, was ihm gefällt. Woran wird der Fünfzigjährige, schlanke Charmeur scheitern?
Die Zeit der Ruhelosen - ein Titel, der den Zeitgeist sehr gut trifft und zum Schreibstil der Autorin passt. Die unscharfen Konturen auf dem Cover des Buchs stehen in harmonischem Einklang mit dem Titel, obwohl beim Betrachten nicht von Harmonie die Rede sein kann. Interessant, dynamisch, aufrüttelnd, intellektuell.