Erschreckend nah an der Wahrheit

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Die Autorin hat ein ehrliches und erschreckend realistisches Buch über die Zustände in der Welt geschrieben und insbesondere Frankreich den Spiegel vorgehalten. Beginnend mit der Katastrophe vom 11. September 2001, der das World Trade Center in New York mitsamt den darin arbeitenden Menschen zum Opfer fiel, zeichnet die Autorin ein Bild der Folgen hieraus, die niemanden unberührt lassen können. Als Folge des 11. September und den von Präsident Bush erklärten Krieg gegen die Taliban in Afghanistan sind auch französische Soldaten dort im Einsatz. Hierzu gehört auch Romain Roller mit seinen Kameraden. Seine Schilderung über das Kriegsgeschehen in Afghanistan hat mich entsetzt und betroffen gemacht. Romain Roller gerät in einen Hinterhalt. Viele seiner Kameraden verlieren ihr Leben oder werden schwer verletzt. Die Autorin beschreibt sehr einfühlsam und nachvollziehbar den weiteren Lebensweg von Romain Roller, der sich zu Hause nicht mehr in sein altes Leben und seine Familie einfügen kann und an seinen seelischen Verletzungen zu zerbrechen droht. Wäre da nicht Marion Decker, die er nach seinem Afghanistaneinsatz kennenlernt, und von der er glaubt, daß nur sie ihn aus seiner Depression retten kann. Aber Marion ist verheiratet mit einem reichen Wirtschaftsmanager, dem schon alles in die Wiege gelegt wurde und dessen Weg als Eliteschüler vorgezeichnet ist. Ohne jedes Gefühl für die Benachteiligten in dieser Gesellschaft und den Jugendlichen in den Banlieus der Großstädte- Hier kommt es zu schweren Krawallen, in denen sich Osman Diboula als Schlichter hervortut und zum Sprachrohr zur Regierung wird. Der Präsident holt ihn in den Elyseepalast und Osman steigt zu einem ranghohen Mitarbeiter des Präsidenten auf. Daß dies nur Schein ist, muß Osman erfahren, als er sich wegen seiner Hautfarbe gegen einen hohen Beamten im Elyseepalast zur Wehr setzt und vom Präsidenten sofort fallengelassen wird. Er begreift, daß er wegen seiner schlechteren Ausbildung und seiner Hautfarbe niemals Zugang zu den politischen Keisen haben wird. Zu Recht weist die Autorin darauf hin, daß die Differenzen zwischen den politisch Verantwortlichen und den Menschen des Landes niemals beigelegt werden können. Der elitären Oberschicht fehlt jeder Bezug zum normalen Leben der Bevölkerung.

Im Buch werden die Leben der drei Protagonisten miteinander verbunden, und gemeinsam werden sie sich im Irak alle noch einmal begegnen. Hier wird sich ihr Schicksal besiegeln.

Selten hat mich ein Buch so gefesselt. Hier beschreibt eine Autorin die Zustände, die ich alle nachvollziehen kann, schließlich lebe ich in dieser Zeit und habe alle diese Vorkommnisse nicht miterlebt, aber davon Kenntnis und das ist schon erschreckend genug. Karine Tuil hat ein Zeitdokument geschaffen, daß viele Leser verdient. Mich wird das Buch noch lange beschäftigen. Man kann es nicht einfach so zur Seite legen.