Macht und Anerkennung

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schliesi Avatar

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Inhalt und meine Meinung:
Karine Tuil wirft in ihrem Roman den Blick auf drei völlig unterschiedliche Menschen und Lebensweisen, die alle miteinander verknüpft sind. Der Manager eines Telekommunikationsunternehmens Francois Vély, der einen rasanten Aufstieg hinter sich hat, gerät dank eines Mediencoups in eine schier unaufhaltsame Abwärtsspirale. Der Abstieg beginnt schon damit, dass sich seine Exfrau aus dem Fenster stürzt als er ihr eröffnet, dass er wieder heiraten will. Seine neue Frau Marion, die aus schwierigen familiären Verhältnissen stammt, beginnt unterdessen eine Affäre mit dem Offizier Romain Roller, der gerade aus dem Afghanistan-Krieg heimgekehrt ist. Er versucht sein Trauma in den Griff zu bekommen und wieder im Leben Fuß zu fassen und Halt zu finden, dies ist für ihn eine große persönliche Herausforderung. Der Politiker Osman Diboula ist die dritte Hauptfigur im Roman, er stammt aus einem Pariser Problemviertel und war früher Sozialarbeiter. Diboula hat auch den schnellen Aufstieg und Fall selbst erlebt und ergreift in der Debatte um Rassismus und Sexismus ausgerechnet für Francois Vély Partei. Schließlich treffen alle im Irak aufeinander, eine Begegnung die für alle Beteiligten schwerwiegende Konsequenzen haben wird.
Dieses kritische Gesellschaftsdrama von Karine Tuil hat mich von Beginn an sehr gut unterhalten. Ich konnte mich schnell in die Handlung einfinden. Besonders gut hat mir die Aufteilung der Kapitel gefallen, so wusste man als Leser immer sofort, mit welchem Teil des verwobenen Handlungsstranges man es gerade zu tun hatte. Die Autorin beschreibt anschaulich und mit gutem Gespür und Feingefühl die Ereignisse und Hintergründe. Ein Roman über die gesellschaftliche Stellung, Diskriminierung und Rassismus, vom schnellen Aufstieg und genauso schnellen rasanten Fall. Ein kritisch beäugtes, tiefgründig, durchdachtes und gut recherchiertes Drama der Gesellschaft.