Packende Gesellschaftskritik

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GEPACKT wie kaum ein anderer aktueller Roman hat mich "Die Zeit der Ruhelosen" der Französin Karine Tuil. Es ist ein verstörendes Porträt (nicht nur) der französischen Gegenwart, die Schilderung von Menschen, die nach Anerkennung, Geld und Macht streben, dabei alles andere vernachlässigen, auch ihre Partner und Angehörigen, und am Ende tragisch scheitern. Es ist faszinierend, wie die Autorin verschiedene aktuelle Themen Frankreichs (und unserer westlichen Gesellschaft) geschickt miteinander verbindet - die kriegerische Einmischung des Westens in Afghanistan und im Irak, die missglückte Integration und Rassendiskriminierung in Frankreich und Ghettoisierung in den Vorstädten von Paris, sogar den erneut ausbrechenden Antisemitismus. Deutlich wird auch die heutige Macht der Medien und sozialen Netzwerke über Erfolg und Niedergang einzelner Persönlichkeiten. "Die Zeit der Ruhelosen" hält nicht nur der französischen, auch unserer wirtschaftlich und erfolgsverwöhnten Gesellschaft einen Spiegel vor. Wer sich für aktuelle Gesellschaftspolitik interessiert, sollte diesen beeindruckenden Roman UNBEDINGT LESEN.