Trifft den Nerv unserer Zeit

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steffi kohl Avatar

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Die Leseprobe zum Roman begann sehr spannend. Und die Autorin erweist sich als sachkundig. Das Cover ist schnörkelos und passt zum nüchternen Schreibstil.
Menschen, die getrieben sind von dem Wunsch nach Anerkennung, Geld und Macht ; solche Menschen begegnen uns beinahe täglich, nicht nur in den Medien , nein auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.
Es scheint ein Buch mit Tiefgang zu sein, ein Abriss der weltweiten Lage, ein Abriss im Besonderen der französischen Gesellschaft .
Darauf war ich nach der “Unterwerfung“ von Houellebecq und der „Summe unseres Glücks“ von François Roux echt gespannt.
Dabei war von Anfang an klar, das wird kein reines Lesevergnügen, dafür ist die Thematik zu brisant.
3 Menschen werden in die Welt geworfen – mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen seitens ihrer Geburt stehen sie an einer bestimmten Stelle der Gesellschaft.
Da ist Romain Roller: er entstammt einem Pariser Armenviertel und wird Soldat. Nach mehreren Einsätzen in Krisengebieten kehrt er gebrochen nach Frankreich zurück und findet seinen Platz nicht.

Da ist Osman Diboula : auch er aus diesem Armenviertel . Früher Sozialarbeiter, hat er es scheinbar geschafft: in den engsten Kreis des französischen Präsidenten. Aber seine Position ist wackelig und sie schützt ihn nicht vor rassistischen Konfrontationen.
Da ist François Vely oder auch Levy: ein reicher Unternehmer, der sich plötzlich als raffgieriger Jude wieder findet.
Diese 3 Protagonisten wählt Karine Tuil , um uns ein Bild der französischen Klassengesellschaft zu zeigen , deren Schranken kaum zu überwinden sind. Die Helden bleiben in ihrem durch Geburt vorgegebenen Schranken stecken, stürzen beruflich und persönlich und reißen wie durch eine Lawine andere mit.
Ein Schlüsselroman , dessen Konstellationen uns allen bekannt sein dürften. Eine Gesellschaftskritik, die sich stellenweise wie ein Krimi liest.