melancholische Beziehungsgeflechte

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Das Buch „Die Zeit der vergessenen Kinder“ von Charlotte Kliemann thematisiert die Auswirkungen von erlittenen Traumata auf die nächste Generation und auf Beziehungsgeflechte. Der Roman ist aus zwei Handlungssträngen aufgebaut. Im Zentrum des einen steht das Roma-Kind Rubina, die 1941 zusammen mit ihrer Familie die Greuel des Nationalsozialismus durchstehen muss. Der Protagonist des zweiten Handlungsstrangs ist Rubinas Sohn Martin im Jahr 2004. Er hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und zwei Kinder, als sich das zarte Pflänzchen einer neuen Beziehung zu Claudia anbahnt. Ähnlich seiner eigenen Vorgeschichte hat auch sie negative Lebenserfahrungen im Gepäck, die das Zusammenkommen und Aufrechterhalten einer Beziehung zu einem Drahtseilakt werden lassen.

Mein Fazit: Dieser Roman hat mir als Leser alles geboten, was ich an guten Büchern schätze. So besticht er durch Vielschichtigkeit und komplexen Charakteren, was den Fortgang der Geschichte unabsehbar und dadurch spannend macht. Die Sprache ist bildreich und lässt den Leser Teil des Geschehens werden. Zumindest ich als Leser war durchgängig emotional involviert. Die Geschichte um Rubina schockiert, aber auch die Erzählebene der Gegenwart hat meines Erachtens viel Potential. So gelingt es der Autorin meiner Meinung nach hervorragend, dass Wechselspiel aus Nähe und Distanz, Unsicherheit und Anziehungskraft, Egozentrismus und Zweisamkeit zu zeichnen. Unbedingte Leseempfehlung für alle, die melancholische Psychogramme mögen und Geschichten, die stark emotional involvieren.