Zu viele offene Fragen

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julie1602 Avatar

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Auf verschiedenen Zeitebenen wird hier einerseits die Geschichte des Roma-Mädchens Rubina erzählt, die mit ihrer Familie im 2. Weltkrieg verfolgt wird und in die Wälder flüchten muss, und andererseits die ihres Sohnes Martin, der noch als Erwachsener und seinerseits Vater von zwei Kindern mit dem schweren Erbe seiner Herkunft kämpft. Anhand ihrer niedergeschriebenen Lebensgeschichte lernt er Claudia kennen, die ebenfalls mit Lasten aus der Vergangenheit umgehen muss, und die beiden finden nach und nach zueinander.

Ich habe zwar schon viele Bücher über den 2. Weltkrieg und insbesondere jüdische Schicksale aus der Zeit gelesen, aber noch nie etwas über die Verfolgung der Sinti und Roma in dieser Zeit. Daher hatte mich dieses für mich neue Thema eigentlich sehr interessiert und war auch ein Anreiz, das Buch überhaupt zu lesen. Leider war ich trotzdem etwas enttäuscht. So richtig nah kam ich weder dem Protagonisten aus der Vergangenheit, noch denen aus der Gegenwart. Insbesondere mit Martin und Claudia wurde ich nicht warm - ihr Handeln blieb mir oft rätselhaft, und auf mich wirkte es auch nicht, als hätten sie sich tatsächlich ineinander verliebt, sondern würden nur zur Traumabewältigung überhaupt zueinander finden. Den Schreibstil empfand ich als zu ausschweifend und manchmal auch unnötig "verschwurbelt" - vor allem Martins Kindern wurden mehrfach sehr hochtrabende und für mich nicht sehr realitätsnahe Aussagen in den Mund gelegt. Der Spannungsbogen war mir ebenfalls zu weit gespannt; im Prinzip kennt oder ahnt man die Auflösung bereits zu Beginn, erwartet aber, dass da doch noch mehr an Erklärungen und Zusammenhängen geschildert werden muss, was leider nicht der Fall ist. Alles in allem hat mir das Buch leider nicht gefallen und es kam mir trotz nur 294 Seiten irgendwie "endlos" vor.