Schrecken vor und hinter der Linse

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fraupfeffertopf Avatar

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Die Inhaltsangabe lud mich bereits dazu ein, mich eingehender über Lee Miller zu informieren. Was sie selbst in der Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter erlebt hat, ist einfach schrecklich. Doch Lee war eine starke Frau, die sich in der damaligen konservativen Zeit zu behaupten wusste und sich einen Namen in der männerdominierenden Domäne machte. Ich liebe Bücher, die von Zeitgeschehnissen und Freidenkern/innen berichten, die es wirklich gegeben hat.
Die Leseprobe gibt bereits einen guten Einblick in das Leben von Lee wieder, berichtet aber anfangs von der Zeit nach dem Krieg. Lee, die die Ereignisse (verständlicherweise) nicht so leicht weggesteckt hat, lebt mit ihrem Mann auf dem Land, begnügt sich mit dem Kochen mehrerer Gänge für ihre Gäste, lässt berufliches schleifen und scheint ihr inneres Leid in Alkohol zu ertränken. Auch leidet sie unter Panikattacken, die durch Geräusche ausgelöst werden, die sie an fallende Bomben und Schüsse erinnern. Ihr Auftrag einen Artikel über ihren damals Geliebten und Lehrer Man Ray zu schreiben, katapultiert die Leser nach Paris in das Jahr 1929, wo sie Man Ray kennenlernt.
Der Schreibstil ist leicht und doch bildgewaltig, vor allem, wenn Orte beschrieben werden, an denen sich Lee aufhält. Die 30er (die mich ohnehin faszinieren) leben um mich herum auf. Ich möchte nun noch mehr über Lees Werdegang bis zur Kriegsreporterin erfahren, aber auch über ihr privates Leben und Lieben.
Das Cover ist richtig schön gewählt. Es ziert eine wunderschöne Frau aus den 30er Jahren, die das vor ihr liegende beobachtet. Das Cover sagt trotz seiner Schlichtheit alles aus. Mehr braucht es nicht um zu wirken. Sie ist das sehende Auge.

Ein beeindruckendes Leben und ein beeindruckendes Werk über eine leidvolle Zeitperiode von einer starken Frau, die aber auch ihr eigenes Leid mit sich trug.