Marias Aufbruch im Osmanischen Reich

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andi_3000 Avatar

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„Die zitternde Welt“ von Tanja Paar ist ein historischer Roman der das Schicksal des Paares Wilhelm und Maria behandelt. Ort und Handlung ist hierbei das Osmanische Reich ungefähr vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs.

Konkret ist der junge österreichische Ingenieur Wilhelm Teil des internationalen Ingenieurskorps, welche damit betraut ist, die legendäre Bagdadbahn von Konstantinopel nach Bagdad zu bauen. Seine unfreiwillig alleingelassene, hochschwangere Freundin (anscheinend hat es nicht mal zur Verlobung gereicht) reist ihm auf eigene Faust nach und kommt schlussendlich im tiefsten Anatolien, namentlich Bünyan, an. Hier bewohnen beide ein einfaches Haus ohne Elektrizität oder fließend Wasser, aber mit eigenen Dienstboten. Soweit die Ausgangslage.

In diesem Kontext entwickelt Tanja Paar ihre Story, welche im Wesentlichen getragen wird von den „Innenansichten“ der beiden Protagonisten. Auch wenn der Leseeindruck nur die ersten 40 Seiten beinhaltete ist absehbar, dass im Fokus das Leben Marias stehen wird. Ihre inneren Konflikte, also die tradierte Erwartungshaltung an eine Frau des ausgehenden 19. Jahrhunderts einerseits sowie eben der wohlmögliche Ausbruch und Kampf um die eigene Selbstverwirklichung andererseits, stehen im Vordergrund.

Was mir hier, bei meinem ersten Roman von Tanja Paar, sehr gut gefällt, ist der sehr flüssige Schreibstil gepaart mit kleinen (historisch korrekten) Details (siehe auch Karte der Linienführung der Bagdadbahn). Entsprechend gelingt es der Autorin die osmanische Welt sowie die damalige Zeit mit ihren besonderen Umständen dem Leser wirklich näherzubringen.

Kurz um wartet hier für mich eine interessante Geschichtsstunde über eine nicht allzu präsente Episode der Weltgeschichte, verbunden und verwoben mit der authentischen Geschichte einer kleinen Familie bestehend aus tiefgründigen Figuren.