Ein wundervoller Ausflug in die Vergangenheit.

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Die zwei ....... Leben der Florence Grace

Die raue Landschaft Cornwells mit ihren Hügeln und Mooren ist die Heimat der jungen Florrie Buckley. Ihre Mutter verlor sie schon kurz nach ihrer Geburt, ihren geliebten Vater mit acht Jahren. Nun wächst sie wohlbehütet und mit Liebe überschüttet bei ihrer Großmutter Nan auf, wird sowohl von der jungen engagierten Lehrerin Lacey und der alten Rilla, der Dorfhexe, unterrichtet. Doch Nan’s Gesundheitszustand verschlechtert sich mit den Jahren. Am Sterbebett, Florrie ist jetzt ein Teenager, eröffnet ihr die Großmutter, das es noch eine andere Familie gibt, berüchtigt und sehr wohlhabend, und Nan diese kontaktiert hat, um Florrie in deren Hände nach ihrem Tod abzugeben. Nach Nan’s Tod findet sich Florrie plötzlich in der Metropole Londons wieder, die sich so völlig von ihrem bisherigen Leben auf dem Land unterscheidet, wieder. Von Anfang an glaubt sie hier in der reichen, unnahbaren und fast feinseligen Familie nie glücklich zu werden. Lediglich ihre beiden Cousins Sanderson und Turlington geben ihr in dieser Zeit ein wenig Halt.

Tracy Rees hat mich schon mit „Amy Snow“, ihrem Debüt sehr berührt, so dass ich auch ihr zweites Buch unbedingt lesen wollte. Auch in diesem entführt sie uns ins viktorianische Zeitalter und erzählt eine Aschenputtel Geschichte mal anders und ganz neu. Auf der einen Seite das karge, entbehrungsreiche jedoch glückliche Leben auf dem Land und auf der anderen Seite die gesellschaftlichen Zwängen und Dogmen einer fast falsch verstandenen Heraufbeschwörung von Traditionen in einer Familiendynastie, in dem jedes Familienmitglied seine dunklen Geheimnisse hat und eigene manchmal fast undurchschaubare Ziele verfolgt. Eine wunderbare Geschichte um Liebe, Familie und Freiheitswillen. Gerade letzterer ist für eine junge Frau am Ende des 19. Jahrhunderts fast unmöglich bis unwahrscheinlich ihn auszuleben. In ihrem mitreißenden Schreibstil lässt ihn die Autorin, durch ihre bezaubernde Protagonistin, möglich werden.
Das „alte“ London ersteht in diesem Roman wieder auf, sowohl die dunklen berüchtigten Orte als auch die noblen Viertel. Tracy Rees beweist hier durch viele kleine Erzählstränge eine außerordentlich gründliche Recherche des damaligen Lebens. Ebenso begeistert war ich von den Naturschönheiten Cornwells. Ein bisschen eine Darstellung von Licht und Schatten, man ahnt das letzteres wohl eher auf London zutrifft. Eine tragische, verzehrende und fast aussichtslose Liebe runden das Bild einer zauberhaften Lektüre ab, in der man sich regelrecht vergraben kann.