Faszinierender Digby

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sago Avatar

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Ich liebe die Jugendbücher von Oetinger. Daher habe ich mich über den Gewinn dieses Buches wirklich gefreut. Sehr gern hätte ich auch sogar volle fünf Sterne vergeben, was nicht so oft vorkommt, denn ich habe mich stets aufs Weiterlesen richtig gefreut. Aber die Optik soll ja auch mit bewertet werden, und ich muss es leider sagen: In der Buchhandlung hätte ich diese Buch komplett übersehen. Dabei kann ich nur das Taschenbuch-Leseexemplar bewerten, das ich bekommen habe. Tatsächlich kommt das Buch wohl zunächst in einer gebundenen Variante heraus. Dann macht es sicherlich einen hochwertigeren Eindruck. Darüber kann ich aber nur mutmaßen. Die mir vorliegende Variante ist sehr unscheinbar mit Passbild-artigen Fotos von einen Mädchen und einem Jungen, die weder der Beschreibung im Roman noch meiner Vorstellung von der jungen Ich-Erzählerin Zoe und ihres Freundes Digby entsprechen. Auch den eingestreuten Spruch "Why so serious?!" kann ich überhaupt nicht mit der Handlung in Verbindung bringen.
Die Geschichte selbst und die Erzählweise haben mich aber restlos überzeugt und besitzen gewohnte Oetinger-Qualität. Vor allem Zoe und Digby sind plastische Charaktere fernab von den Abziehbild-Protagonisten, die man selbst in Erwachsenen-Romanen oft finden kann. Digby selbst ist so herrlich skurril und witzig, dass ich mich bis zum Schluss nicht entscheiden konnte, ob ich Zoe eine Romanze mit Digby wünsche oder mit ihrem Schwarm, dem sympathischen Footballspieler Henry, der aber eigentlich nicht zu haben ist... Da es jedoch glücklicherweise Nachfolgebände geben wird, bleibt diese Frage ohnehin offen.
Digbys Schwester ist als kleines Kind entführt worden, was ihn nicht nur traumatisiert hat, sondern noch immer beschäftigt. Daher lässt ihn auch das Verschwinden der jugendlichen Marina nicht kalt. Gemeinsam mit Zoe und Henry beginnt er zu ermitteln, und ist dabei durch seine ungewöhnlichen Methoden der Polizei oft voraus. Digbys Zuhause ist mehr als fragwürdig, aber auch Zoe hat mit Eltern-Problemen zu kämpfen. Ihre oft
überforderte Mutter fand ich liebenswert und originell geschildert. Sie versucht noch in ihrem Leben als Geschiedene Fuß zu fassen, während Zoes Vater seine Ehefrau gegen ein jüngeres "Modell" ausgetauscht hat. Er wirkte sehr unsympathisch und daher ein wenig eindimensional. Da er aber nur eine sehr kleine Nebenrolle spielt, fiel das nicht ins Gewicht.
Zwar kann das Rätsel um Marina gelöst werden (nebenbei werden sogar noch andere Verbrechen aufgedeckt), aber das Verschwinden von Digbys Schwester bleibt ein Rätsel. Nachfolgebände werde ich auf jeden Fall lesen, nicht nur deswegen, sondern weil mir Zoe, Digby und Henry mit ihren witzigen Dialogen wirklich schnell ans Herz gewachsen sind.