Sympathisch, turbulent aber ziemlich überdreht

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Im Großen und Ganzen ist dieser Reihenauftakt wirklich erfrischend witzig und neuartig. Streckenweise wirkt er aber auch noch etwas substanzlos. Stephanie Tromly wollte mit der Figur des extrovertierten Philip Digby wohl einen modernen, genialen Sherlock für die Zielgruppe der Teens erschaffen, hat es dabei aber bisweilen mit der quirligen Überdrehtheit ihres 'Helden' übertrieben.

Ihre sympathische, dialogdominierte Geschichte baut auf fortwährenden Schlagabtausch, in den häppchenweise Informationen gestreut werden, so dass der Leser höllisch aufpassen muss, nicht den Anschluss zu verlieren und zeitweise das Gefühl hat keinen Roman, sondern die Mitschrift zu einer verrückten TV-Serie zu lesen.

Neben den Schwierigkeiten von Scheidungskind Zoes nach einem Umzug neue Freunde zu finden, geht es um zwei Kriminalfälle bzw. um zwei verschwundene Mädchen und den besessenen Wunsch Digbys, diese Fälle zu lösen.

Während Tromly zu Beginn keine Zeit verliert und ihre Protagonisten zügig zusammenführt, verstrickt sich die Story im Folgenden immer wieder in kleineren Streitereien und Neckereien der Akteure - so dehnt sich die Handlung teilweise unverhältnismäßig, lenkt von den Kriminalfällen ab und nimmt viel Spannung raus. Eigentlich kommt Tromly erst ganz am Ende wieder auf den Punkt, lässt jedoch viele Fragen für eine Fortsetzung offen.

Die Charaktere sind trotz des lockeren Erzähltons und der sympathischen Anlage etwas sperrig. Immer wieder habe ich mich über die Figuren gewundert und gefragt, warum der- oder diejenige nun so oder so handelte. Zum Beispiel leuchtete es mir absolut nicht ein, warum Zoe sich so widerstandslos an den ziemlich dreisten Digby hängt, der mit all seinen Marotten und schrägen Einfällen in der Hauptsache Schwierigkeiten bedeutet.

Ich glaube, weil mir Idee und Stil grundsätzlich ganz gut gefallen haben, habe ich die oberflächlichen Kabbeleien und Spleens aller Beteiligten besonders bedauert. Mir fehlten einordnende Elemente, ruhigere Szenen, Beschreibungen und ein bisschen Normalität.

Fazit: Ein temporeicher aber keineswegs unsympathischer Schreibstil und eine Kriminalgeschichte, die mehr angedeutet, denn gelöst wird, laufen in 'Digby #1' noch nicht ganz optimal zusammen. Für die Fortsetzung, auf die ich dennoch neugierig bin, würde ich mir etwas mehr Charakterzeichnung und Erklärungen wünschen.