Taffe Mädchen sehen anders aus

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rebekka Avatar

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Brave Schülerin mit Intelligenz und Ehrgeiz trifft auf mysteriösen Außenseiter mit Beobachtungsgabe und Gerechtigkeitsgefühl - das hätte eigentlich eine spannende Geschichte ergeben müssen. Digbi #1 fing auch tatsächlich mit einem Knaller an: Die 16jährige Zoe steht vor einem Haus voller Sprengstoff und überlegt fieberhaft, wie sie dort hineinkommt. Vorausgegangen waren eine actionreiche Suche nach einem verschwundenen Teenager, Zoff mit einem unsympathischen Lehrer und den frisch geschiedenen Eltern, Konfrontationen mit zickigen Mitschülerinnen und - immer wieder - gemeinsame Unternehmungen mit dem coolen, Schule schwänzenden Digby. Klingt gut? Hätte auch gut sein können - wenn Zoe in diesem ganzen Drama ein Mitspracherecht oder wenigstens hier und da eigene Ideen gehabt hätte. Stephanie Tromly steht ihr aber überhaupt keine Entscheidungen zu. Digby bestimmt wo's langgeht und Zoe fügt sich - nicht einmal oder gelegentlich, sondern immer! Kostprobe gefällig? Digby will zum zweiten Mal in einer Praxis einbrechen, was seine "Komplizin wider Willen" ablehnt. Digby: "Ich hol dich bei dir zu Hause ab" "Ich komme aber nicht mit". Darauf er: "Okay, super, bis um acht dann". Und sie steht bereit.
Hallo? Haben wir Älteren jahrlang umsonst um Gleichbehandlung gekämpft und mühsam erreicht, dass Mädchen ihre eigenen Entscheidungen treffen können? Kommt jetzt wieder eine Zeit, in der sich das Weibchen mit einer Rolle als willenloses Anhängsel des coolen Helden abfindet? Lassen sich die jungen Leserinnen das wirklich gefallen?
Als ob das nicht schon schlimm genug sei, folgt Stephanie Tromly auch der um sich greifenden Unsitte, ihr Buch mit einem Cliffhanger enden zu lassen. Mehrbändige Romane sind ja schön und gut. Aber dann sollten die einzelnen Geschichten wenigstens abgeschlossen sein. Die jungen Leser zu zwingen, weiteres Geld auszugeben, wenn sie wissen wollen wie ein Erzählstrang ausgeht, ist einfach unfein.