Glimmender Roman
Stefan Hertmans’ Dius ist ein still glimmender Roman über Freundschaft, Obsession und die unsicheren Übergänge zwischen Lebenskunst und Lebensflucht. Mit feinem Gespür erzählt er von zwei Männern, deren Annäherung ebenso unwahrscheinlich wie folgerichtig erscheint: Anton, der introspektive Dozent, verstrickt in seinen eigenen gedanklichen Schleifen, und Dius, jener ungestüme, eigensinnige junge Künstler, der mit seiner Mischung aus Unschuld und Exzentrik beinahe unwirklich wirkt. Hertmans’ Darstellung dieser Beziehung überzeugt durch ihre Unaufgeregtheit – sie verweigert sich einfachen Etiketten und entfaltet ihre Spannung gerade durch ihre Ambivalenzen.
Besonders eindrucksvoll ist die Atmosphäre, in der sich die Geschichte bewegt: das abgelegene Dorfhaus, die langen Spaziergänge, der Rhythmus aus Nähe und Distanz, der die Figuren formt, ohne sie jemals gänzlich zu fassen. Hertmans verbindet dies mit einer ausgeprägten Sensibilität für Musik und Kunstgeschichte. Die zahlreichen musikalischen und malerischen Verweise wirken nie aufgesetzt, sondern öffnen Resonanzräume, die die innere Bewegung der Figuren spiegeln – ein leises, aber bestimmendes Grundrauschen des Romans.
Allerdings verlangt Dius auch Geduld. Hertmans setzt auf einen erzählerischen Duktus, der sich Zeit nimmt, und gelegentlich scheint die Fülle an Reflexionen die Handlung zu überlagern. Wer eine klar strukturierte Dramaturgie erwartet, wird möglicherweise weniger beherzt abgeholt. Doch gerade für Leserinnen und Leser, die Literatur bevorzugen, die im Nachhall wirkt, bietet der Roman reiche Erträge: feine Melancholie, kluge Beobachtungen und jene schmerzliche Schönheit, mit der Hertmans existenzielle Fragen umkreist, ohne sie pedantisch auflösen zu wollen.
Dius ist kein lauter Roman, aber ein nachhaltiger – durchdacht, kunstgesättigt und getragen von einer außergewöhnlich fein gezeichneten Beziehung zweier Menschen. Ein Buch für lange Abende, das man nicht hastig, sondern mit wachem Sinn lesen sollte.
Besonders eindrucksvoll ist die Atmosphäre, in der sich die Geschichte bewegt: das abgelegene Dorfhaus, die langen Spaziergänge, der Rhythmus aus Nähe und Distanz, der die Figuren formt, ohne sie jemals gänzlich zu fassen. Hertmans verbindet dies mit einer ausgeprägten Sensibilität für Musik und Kunstgeschichte. Die zahlreichen musikalischen und malerischen Verweise wirken nie aufgesetzt, sondern öffnen Resonanzräume, die die innere Bewegung der Figuren spiegeln – ein leises, aber bestimmendes Grundrauschen des Romans.
Allerdings verlangt Dius auch Geduld. Hertmans setzt auf einen erzählerischen Duktus, der sich Zeit nimmt, und gelegentlich scheint die Fülle an Reflexionen die Handlung zu überlagern. Wer eine klar strukturierte Dramaturgie erwartet, wird möglicherweise weniger beherzt abgeholt. Doch gerade für Leserinnen und Leser, die Literatur bevorzugen, die im Nachhall wirkt, bietet der Roman reiche Erträge: feine Melancholie, kluge Beobachtungen und jene schmerzliche Schönheit, mit der Hertmans existenzielle Fragen umkreist, ohne sie pedantisch auflösen zu wollen.
Dius ist kein lauter Roman, aber ein nachhaltiger – durchdacht, kunstgesättigt und getragen von einer außergewöhnlich fein gezeichneten Beziehung zweier Menschen. Ein Buch für lange Abende, das man nicht hastig, sondern mit wachem Sinn lesen sollte.