DNA

Ein sich stetig entwickelnder Thriller mit „Big-Bang“ zum Finale

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smartie11 Avatar

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Zum Inhalt:
Ein sadistischer Killer treibt im sonst so beschaulichen wie übersichtlichen Island sein Unwesen und gibt den latent überforderten Ermittlungsbehörden Rätsel auf. Die Angaben der einzigen Zeugin, die siebenjährige Tochter der Getöteten, verwirren mehr, als dass sie den Ermittlern weiterhelfen. Gleichzeitig empfängt der Hobbyfunker Karl seltsame, codierte Nachrichten, deren Entschlüsselung ihn vor ein gewaltiges Rätsel stellt, die doch aber irgendwie an ihn gerichtet zu sein scheinen…

Meine Meinung:

Der neueste Thriller der isländischen Bestseller-Autorin Yrsa Sigurdardóttir (u.a. „Nebelmord“, „Geisterfjord“ und „Seelen im Eis“) beginnt mir einem zwar gewaltlosen und unblutigen, aber nichts desto trotz sehr bewegenden Prolog, der 28 Jahr in die Vergangenheit führt. Doch auch nach dem Prolog bleibt keine Zeit zum Durchatmen, denn sofort ist man als Leser bei der schrecklichen Tat, die sich nachts im Haus des ersten Opfers ereignet. Die Schilderung des Tathergangs ist dabei durchaus nichts für schwache Nerven und hat mich ein Bisschen an Chris Carters „Täter“ erinnert (wenn auch mit deutlich weniger Blut).

Im Folgenden nimmt sich die Autorin erstmal Zeit und Raum, ihre Hauptcharaktere vorzustellen, plastisch werden zu lassen und zu entwickeln. Der ermittelnde Kommissar Huldar scheint wie die Jungfrau zum Kind gekommen zu sein und ist auch alles andere als ein vom Start weg sympathischer, kompetenter und zielstrebiger Ermittler. Vielmehr sitzt er von Beginn an zwischen allen Stühlen: Von den eigenen Chefs wegen interner Probleme vorgeschoben (und natürlich gleich auf Teufel komm raus zum Erfolg verdonnert), von vielen Kollegen nicht wirklich ernst genommen und mit einen Ermittlungs-Partner, dem gegenüber er tiefe Schuldgefühle hegt (warum, sei hier noch nicht verraten). Dass er in diesem Fall ausgerechnet auch noch mit der Psychologin Freyja eng zusammenarbeiten muss, aus deren Schlafzimmer er sich wenige Tage zuvor nach einem One-Night-Stand mitten in der Nacht klammheimlich fortgeschlichen hat, macht das Ganze nicht besser. Huldar ist mir über die gesamte Länge des Buches nicht wirklich sympathisch geworden, aber ein interessanter, polarisierender Charakter ist er allemal. Überhaupt gehört die Charakterdarstellung und -entwicklung für mich zu einer der großen Stärken dieses Buches, denn auch die weiteren Hauptpersonen sind der Autorin wirklich gut gelungen, wie beispielsweise die schon genannte Freja oder auch der vereinsamende Karl.

So trösteten mich die interessante Charakterentwicklung und die zwischenmenschlichen Interaktion auch über Stellen des Buches hinweg, in denen der Spannungsbogen partiell etwas nachließ. Dafür rumorte seit dem Prolog während des Lesens eine alles bestimmende Frage durch meinen Kopf: Wie passt dies alles zusammen? Ganz so, wie es sich für einen wirklich guten Thriller gehört, präsentiert die Autorin ihre Auflösung erst ganz zum Schluss, und das mit einem wirklich überraschenden Paukenschlag! Es ist der Autorin gelungen, mich mit einer Lösung komplett zu überraschen, die ich niemals vorhergesehen hätte. Im Gegenteil: Zuvor hatte sich mich gekonnt auf eine vollkommen falsche Fährte gebracht. Genau so muss ein guter Thriller sein!


FAZIT:
Ein sehr gut aufgebauter Thriller, der seine Sogkraft nach und nach entwickelt, durch eine tolle Charakterentwicklung besticht und mit einer furiosen Überraschung endet.