Propaganda wie sie im Buche steht.

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kleine hexe Avatar

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Die Templer sind dankbarer Stoff für viele historische Romane und Thriller, angefangen mit Maurice Druon. Nun dienen sie auch als Grundlage für US-Propaganda. Khoury hat uns einen spannenden, aber auch vorhersehbaren Roman geliefert. Merke: die Wise Guys sind immer die Guten. Wenn sie doch mal Mist bauen, wie in Iran, in Cuba, in Südamerika, in Afrika, tut nichts zur Sache. Schulter zucken und weiter mit dem Tausendsassa-Job. Das jeweilige Feindbild bestimmt die gerade gültige Außenpolitik. Die Türkei ist NATO-Partner, also gehören die türkische Polizei, Gendarma und Militär auch zu den Guten. Zwar nicht so effizient, aber gut. Agent Reilly, der einzig wahre Held mit Geling-Garantie stellt sich aber unheimlich na ja, wie die Gans beim Salzlecken an. Er hätte Gelegenheit den bösen Iraner (wie passend für das US-Außenministerium!) abzuknallen, nein, er wartet bis er ihn nicht mehr erschießen kann zwischen den Felsen, ruft dann laut seiner Geliebten eine Warnung zu und wundert sich, dass der Bad Guy sich sofort besagte Geliebte als Geisel schnappt. Aber edel wie Reilly nun mal ist, will er den Iraner nicht töten. Und verlängert dadurch das Buch um ein paar hundert Seiten, gibt uns Gelegenheit zu echten Indiana Jones Szenen (minus Peitsche und Hut) in Höhlenlabyrinthen. Etliche spannende Kapitel weiter, das Geheimnis der Templer endlich gelüftet, erfahren wir von einer alten türkischen Frau, die sich im Alleingang Altgriechisch samt Alphabet beigebracht hat. Respekt! Generationen von Gymnasiasten würden gerne ihre Lernmethode kennen. Und wieder vollbringt Superagent Reilly eine Glanzleistung: er hört in der dunklen Wohnung ein Geräusch, schnappt sich ein Gemüsemesser und geht mal los, nach dem Rechten sehen. Und kriegt eins prompt über die Rübe. Denn der Böse überfällt ihn hinterrücks. Tz! Tz! Tz! Das macht man nicht Mr. Bad Guy!
Es kommt zum finalen Kampf, wirklich toll dargestellt, ich habe die Szenen atemlos durchgelesen, denn das Buch ist an sich nicht schlecht gemacht, wie die meisten Propaganda-Artikel. Die Bösen sterben ihren wohlverdienten und selbstverschuldeten Tod, der Gute ist der Allerbeste, auch wenn der Templerschatz nun unwiderruflich verloren ist. Seine Geliebte verzeiht es ihm, Hauptsache gesund. Und die alte Türkin hat noch eine wunderbare Überraschung in petto.
Ich frage mich, wer gibt den Feind in den Folgeromanen? Syrer? Mexikaner, Chinesen? Irgendwie mangelt es den USA nie an Feindbildern.

Mr. Khoury, wieviel hat Ihnen das US-Außenministerium für dieses Buch gesponsert?