Teilweise spannend, aber mit vielen Längen

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rebekka Avatar

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Raymond Khoury ist also zu den Tempelrittern zurückgekehrt. Nach einem wenig überzeugenden Ausflug ins Übernatürliche - in „Immortalis“ geht es um ein Unsterblichkeitsserum - vertraut er wieder auf das altbewährte Team von FBI-Agent Sean Reilly und Archäologin Tess Chaykin, die sich erneut auf die Suche nach mysteriösen Hinterlassenschaften der Templer machen dürfen. Und natürlich geht es um nichts weniger als bisher unbekannte Dokumente, die die Katholische Kirche mal wieder in ihren Grundfesten erschüttern können.

 So weit, so gut. Auch wenn es schon massenweise Romane über sie gibt, kann die Thrillergemeinde von den Tempelrittern immer noch nicht genug bekommen, und wenn gegen den Vatikan geschossen wird, verkauft sich ein Buch gleich nochmal so gut. Raymond Khoury hat eine flotte, gut lesbare Schreibe, versteht es auch in weiten Teilen, Spannung aufzubauen und kann hervorragend zwischen Action- und ruhigen Szenen wechseln. Seine Kapitel, die im Mittelalter spielen, sind sogar großartig - schade, dass er keine historischen Romane schreibt.

 An diesem in heutiger Zeit angesiedelten Thriller gibt es nämlich leider einiges zu kritisieren. Zum einen ist er zu lang. Der Wunsch mancher Leser, möglichst viele Seiten für ihr Geld zu bekommen, verleitet  Schriftsteller oft zu einem ärgerlich-ausschweifenden Schreibstil. Khoury ist davor nicht gefeit. Statt den Leser mit abwechslungsreichen Rätseln in Atem zu halten, statt kurze, inhaltsreiche Kapitel mit Kliffhängern enden zu lassen und damit das Bedürfnis zu wecken, immer weiter zu lesen, langweilt er mit seitenlangen Verfolgungsjagden und völlig überflüssigen blutigen Massakern. Hörbuch-Konsumenten müssen da leider durch - wer den Roman in Papierform vor sich liegen hat, kann diese Stellen wenigstens überblättern und nachschauen, wo die Suche nach dem Templer-Vermächtnis endlich weitergeht.

 Ein zweiter Kritikpunkt sind die vielen Ungereimtheiten und unrealistischen Szenen in diesem Roman. Die kommen natürlich nicht nur bei Khoury vor, gehören sozusagen bei diesem Genre einfach dazu. Wer sich darüber nicht ärgern will,  liest „Dogma“ am besten als Fantasy-Thriller, der in einer Parallelwelt spielt. Dort ist es halt alltäglich, dass ein FBI-Agent einen Vatikan-Bibliothekar niederschlägt, das Papamobil stiehlt, in ein Bombenattentat direkt vor der Residenz des Heiligen Vaters verwickelt ist und trotzdem von einem hochrangigen Kardinal mit viel Wohlwollen behandelt und der Suche nach dem Templer-Geheimnis beauftragt wird. Oder dass der gleiche Agent später mal eben so im Vorüberschwimmen ganz allein sämtliche Passagiere eines ins Wasser gefallenen Busses vor dem Ertrinken rettet. Ganz zu schweigen von seinen Glanztaten beim Showdown.

 Fazit: Dem Genre entspechend o.k. Muss man aber nicht gelesen haben.