Zwei starke Frauen

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schwanvantic Avatar

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In "Don't kiss Tommy" begleiten wir zwei junge Frauen durch die Nachkriegszeit, wobei die Kapitel jeweils abwechselnd Rosalie und Anne in den Fokus nehmen.
Die ehemaligen Freundinnen verlieren beide ihr Zuhause, als die Briten die kleine Kurstadt Bad Oeynhausen zu ihrem Hauptquartier erklären.
Beide Frauen erleiden Verluste und Schicksalsschläge, wobei Anne auf eine deutlich wohlhabendere Vergangenheit blicken kann. Hungersnot, Kälte und Hochwasser erschweren das Überleben. Rosalie und Anne kommen schließlich mit den Briten in Kontakt, wobei sie auch hiermit unterschiedlich umgehen. Colonel Michael Hunter macht es Anne nicht leicht ihre Vorurteile über die Besatzer aufrechtzuerhalten.

In dem Roman geht es um Freundschaft, Liebe und darum, was wirklich wichtig ist, wenn alles verloren geht was bisher selbstverständlich schien. Die Geschichte ist verknüpft mit historischen Ereignissen, was mir besonders gut gefallen hat. Außerdem finde ich es inspirierend wie stark und unabhangig die Protagonistinnen sind, wie sie immer nach Lösungen suchen, sich füreinander einsetzen und wie nachvollziehbar ihre Motive und inneren Konflikte beschrieben sind. Teilweise irritierend fand ich, wie beinahe nebensächlich schreckliche Ereignisse wie Todesfälle behandelt wurden, gleichzeitig gehörte dies damals ein Stück weit zur "Normalität", was dadurch verdeutlicht wird.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angemehm zu lesen. Es ist spürbar, dass sie sich mit der Geschichte von Bad Oeynhausen auseinandergesetzt hat, ich konnte mir die die Sperrzone und die Barackenstadt bildlich vorstellen.
Das Cover finde ich ansprechend und zeigt die Zerissenheit zwischen Zuneigung und Vorsicht, welche Anne im Buch empfindet. Besser hätte ich es noch gefunden, wenn das Cover Bezug auf beide Frauen genommen hätte.
Ich kann das Buch empfehlen!