Emotional "abgeholt" worden

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marcello Avatar

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„Dornenherz“ handelt von Anna, die sich auch ein Jahr nach dem Tod ihrer Schwester Ruth in einer Schockstarre befindet. Verzweifelt versucht sie ihren Eltern die verlorene Tochter zu ersetzen. Als sie schließlich auf den Friedhof geht, um dort zu zeichnen, folgt sie einer schwarzen Katze auf eine Lichtung, auf der die Zeit still zu stehen scheint. Auf einem Grab voller weißen Rosen sieht sie schließlich eine Engelstatue. Anna fühlt sich von dieser Szenerie wie angezogen und berührt die Rosen, nichtsahnend, dass sie dem Schicksal damit eine neue Wendung gibt.
In der Leseprobe ist man bei Anna, die sich die Haare kurz schneidet. Danach fühlt sie sich besser, auch wenn sie im Spiegel das Gesicht ihrer Schwester gesehen hat. Vor genau einem Jahr ist ihre ältere Schwester Ruth zu Tode gekommen. Deswegen wollen Annas Eltern und Leon zum Friedhof fahren. Zunächst ist Anna einverstanden mitzufahren, aber als ihr Vater sich nicht näher zu den Haaren äußert und als Leon ihr erzählt, dass sie Ruth immer ähnlicher wird, hat Anna genug. Sie bleibt zuhause und erinnert sich an den Tag vor einem Jahr. Anna war auf einer Party als Nicos Freundin. Mit Nico an ihrer Seite stand sie endlich mal im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Schließlich muss sie ihn aber mit einem anderen Mädchen erwischen. Zusätzlich hat Nico nur Verachtung für Annas Naivität übrig. Da Anna vor lauter Schreck den Bus verpasst hat, muss Ruth sie abholen und eine halbe Stunde später ist sie tot. Anna kramt ihren Zeichenblock hervor und beschließt auf den anderen Friedhof der Stadt zu fahren, da sie dort damals immer Zeichnen geübt hat. Auf dem Friedhof selbst, geht das Zeichnen schließlich wie von selbst. Schließlich sieht sie eine Katze und folgt dieser. Plötzlich bemerkt Anna, dass die Welt still zu stehen scheint und sie erblickt ein Beet voller weißer Rosen. Zunächst denkt sie ihre Schwester zu sehen, aber es ist nur das Abbild eines Engels.
Die Leseprobe ist zwar kurz, aber ich fand sie sehr emotional. Auch wenn man noch nicht allzu viele Hintergrundinformationen erhalten hat, kann man sich sehr gut in Anna und ihre Situation hineinversetzen. Die Schuldgefühle, die sie entwickelt hat, weil Ruth sich ihretwegen ins Auto gesetzt hat, die Dinge, die sie immer an ihrer Schwester gehasst hat und nun schrecklich vermisst. Dies ist alles nachvollziehbar und so gut rübergebracht, dass man gleich mitten im Geschehen gefangen ist. Problematisch ist nur, dass der Klappentext wirklich so gar nichts verrät, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Wird es sehr phantastisch oder ist es ein typischer Jugendroman, angehaucht mit einem Engelmythos? Das ist eine wirklich wichtige Frage, denn jede Möglichkeit würde diesem Jugendbuch einen ganz anderen Beigeschmack geben und deswegen sehe ich die Unterinformierung sehr kritisch. Bleibt der Erzählstil aber so mitreißend und entwickelt sich der Plot nicht allzu absurd, dann wird Jutta Wilke mit „Dornenherz nicht viel falsch gemacht haben!