Zuflucht für bedrohte Fabelwesen

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lesemöwe Avatar

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Schon das Cover des neuen Fantasyromans "Die Feder eines Greifs" von Cornelia Funke bezaubert durch die herzigen Wesen in den prachtvollen Farben. Und als absoluter, treuer Fan ihrer Fantasybücher ist es natürlich ein Muss, ihren neusten Roman und noch dazu die Fortsetzung eines ihrer besten Bücher, des Drachenreiters, zu lesen!

Die vielseitigen Illustrationen der Autorin sind zauberhaft, sie nehmen einen einen mit in die magische Fabelwesenwelt.

Dem Romanbeginn ist eine Art Gedicht der Autorin vorangestellt, in dessen erster Strophe sie die Gier derjenigen, die nur nach Macht streben und diese missbrauchen, anprangert. Das Gedicht ist eindrucksvoll und durch die vielen Parallelismen einprägsam. Außerdem gibt es einen Vorgeschmack auf den Inhalt und zentrale Themen des Romans .

Wie auch schon in vergangenen Werken von ihr beginnt jedes Kapitel mit einem Zitat aus einem anderen bekannten literarischen Werk. Dies zeigt einmal mehr, wie belesen die Autorin ist und was für eine Leidenschaft sie für Bücher hat, dass Bücher für sie leben (vgl. "Tintenherz").

Gleich zu Beginn der Handlung des Romans trifft man bekannte Figuren wieder: Den Drachen Lung, seinen Menschenfreund Ben, Schwefelfell und den alten Drachen Schieferbart. Sie befinden sich alle in MÍMAMEIÐR in Norwegen, einem Zufluchtsort für Fabelwesen aller Art, die bedroht und auf der Flucht sind. Dort lebt Ben mit seiner Adoptivfamilie Vater Barnabas, Mutter Vita und Schwester Guinever Wiesengrund und vielen Fabelwesen zusammen. Auch der alte Drache Schieferbart hat dort Zuflucht gefunden, aber mittlerweile ist er dem Tode nahe, das spüren seine Freunde, die bei ihm sind: " »Es beginnt«, flüsterte Ben. »Ja.« Lung legte ihm die Schnauze auf die Schulter. Es war das erste Mal, dass Menschen Zeuge wurden, wie ein Drache sich friedlich von diesem Leben verabschiedete." (Seite 13).

Eines Tages ereilt sie allerdings durch die Nebelraben eine schlimme Nachricht: Die letzte Pegasusstute ist ums Leben gekommen und ihre noch nicht aus den Eiern geschlüpften Kinder sind in Gefahr.
Sie können nur durch die Sonnenfeder eines Greifes gerettet werden. Aber ausgerechnet Greife sind die Lebewesen, die andere Lebewesen "nur als Beute ansehen" (Seite 37) und "jede Kreatur verachten" (Seite 37).
Bens Adoptivvater Barnabas und Ben schmieden den Plan, diese gefährliche Reise zu den Greifen zu wagen, weil sie um jeden Preis die Pegasusfohlen retten wollen. Um ihn und seine Familie, seine Frau und seine ungeborenen Drachenjungen, zu schützen, verschweigen sie Lung, was das wirkliche Ziel ihrer Reise ist. Einen Teil der Reise macht Ben noch mit Lung gemeinsam, weil Lung zurück zum Saum des Himmels, Wohnort seinesgleichen, fliegen möchte. Barnabas fliegt mit der Ratte Lola Grauschwanz, dem Troll Hothbrodd und dem Humunkulus Fliegenbein in Lolas Flugzeug nach Indien.
Als Lung und Ben Abschied nehmen, schenkt der Drache seinem Reiter eine Drachenschuppe, um "zu spüren", wenn Ben "in Gefahr" ist (Seite 116). Und so kommt es später, wie man es schon an dieser Stelle ahnt- Lung wird an dem gefährlichen Abenteuer mit den schrecklichen Greifen teilhaben.

Ohne vorwegzunehmen, wie die Geschichte endet, kann man so viel verraten: Wie die Autorin in dem zweiten Teil ihres vorangestellten Vorwortes andeutet, geht es in dem Abenteuer um den Mut, "zu beschützen statt zu beherrschen, zu behüten statt zu plündern und zu erhalten statt zu zerstören" ( Seite 5).

Damit erhält der Roman eine ganz besondere Botschaft, die eigentlich zeitlos ist, aber in der heutigen Zeit eine besondere Bedeutung erlangt und Wichtigkeit hat und damit dem fanastischen Roman eine gehörige Portion Realität verleiht.