Mit den Augen des Insiders

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elke17 Avatar

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Bill Buford ist ein amerikanischer Journalist, der die Herausforderung sucht. In investigativen Berichten nimmt er seine Leser in Bereiche mit, die diese wahrscheinlich niemals von innen gesehen hätten. Sei es die englische Hooliganszene, in der er als Insider recherchiert hat (siehe „Geil auf Gewalt“), oder die italienische Küche („Hitze“), deren Quintessenz er sucht.

Nun also „Dreck“, seine neueste Reportage, in der er die Geheimnisse der französischen Küche lüften und die Zustände in deren Spitzenrestaurants ergründen möchte. Also dann, Koffer packen, Familie schnappen und ab nach Lyon, der französischen Metropole mit 14 Sternerestaurants und Heimat von Spitzenkoch Paul Bocuse.

Und dann ab in die Küche. Obwohl ein gestandener Mann, wird er zum Lehrling, steht ganz unten auf der Leiter. Wahrscheinlich hätte er es sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können, dass es dort von immenser Wichtigkeit ist, womit man eine Kartoffel von der Schale befreit. Kartoffelschäler? Geht gar nicht! Aber er will es ja wissen und nimmt deshalb die Strapazen einer 80-Stunden-Woche auf sich. In einer Umgebung, die von enormem Stress, weil gefordertem hohen Tempo, geprägt ist und in der das Hauen und Stechen der Kochkollegen untereinander offenbar zum "guten" Ton gehört.

Buford gewährt ungeschönte Einblicke, er schreibt sehr anschaulich, so dass man als Leser förmlich das Töpfeklappern im Ohr hat, wenn man sich den Schweiß von der Stirn wischt. Höchst erschreckend, aber auch faszinierend. Und deshalb würde ich gerne mehr davon erfahren. Mit den Augen eines Insiders in dieses Mysterium der Spitzenküche eintauchen, in der nicht nur mit Wasser gekocht wird.