Langatmig und lakonisch: nichts für normal interessierte Leser

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
thirteentwoseven Avatar

Von

Der amerikanische Journalist und Kritiker Buford gibt sein bisheriges Leben auf und zieht mit Frau und den kleinen Zwillingssöhnen nach Lyon, um dort die letzten Geheimnisse der französischen Sterneküche aufzuspüren. Er will von der Pike auf lernen und am eigenen Leib erfahren, worauf sich der große Ruf und das Ansehen der französischen Küche gründet.

Doch schon der Einstieg in die Geschichte erweist sich als langwierig und kompliziert. Es wimmelt von mir unbekannten Namen von wichtigen und berühmten Restaurants und Köchen, zunächst in New York, dem Ausgangspunkt der Kochreise. Bufords Erzählweise ufert dabei ziemlich aus und beschreibt mit Einschüben und mit vielen Klammern gespickten Sätzen von diesen Personen und Begebenheiten. Der berühmte rote Faden wird immer wieder brutal abgeschnitten. Es scheint mir, als wolle Buford mit der reinen Erwähnung dieser ganzen Namen und Lebensläufe sein Buch größer und interessanter machen als es ist.

Zwischendurch gibt es dann für den interessierten Laienleser von Kochsachbüchern wie mich, interessante Stellen und tatsächliche Einblicke in die Sterneküche und das Leben und die Kultur Frankreichs. Dies bleiben aber kleine Leseperlen in einem wirklich trüben und unübersichtlichen Brei.
Auch die familiäre Situation wird zwischendurch immer wieder einmal kurz angeschnitten. Dabei kommen mir die großen Leistungen der wohl auch sehr begabten und vor allen Dingen praktisch veranlagten Ehefrau zu kurz weg.

Sehr befremdlich finde ich auch, wie der Autor mit den ungeheuerlichen und sexistischen Beleidigungen, die ihm und anderen in Frankreichs Küchen widerfahren, umgeht. Von ihnen erfährt der Leser quasi nebenbei und völlig emotionslos.
"Oui, Chef. Ich bin nicht witzig. Ich bin hier, um ihren Schwanz zu lutschen." Er ( der Küchenchef) entspannte sich und schien zufrieden. ( Ich dachte: Na, wenigstens haben wir das jetzt geklärt. ) = Lapidare Reaktion Bulfords auf die ungeheuerliche Beleidigung seines Küchenchefs/ Seite 217.

Solche Szenen sowie die langatmige, stockende und dann wieder sprunghafte Erzählweise haben mein anfängliches großes Interesse doch sehr gehemmt und ich habe das Lesen auf Seite 220 abgebrochen. Ich glaube nicht, dass ich dies Buch je zu Ende lese. Ich finde dies um so bedauerlicher, da der Autor ein professioneller Schreiberling ist, der es hätte deutlich besser machen können und müssen.

Mein Fazit: Dies Buch ist nur etwas für Eingeweihte, wirkliche Kenner und Liebhaber der Sterneküche und auch solche, die sich von einer langatmigen, lakonischen Erzählweise nicht abschrecken lassen. Nichts für einen nur normal interessierten Leser.
Ein überwiegend harter Brocken, der so rein gar nicht auf der Zunge zergeht.