Wisst Ihr, was „Dreckiger Schnee“ ist? Es ist mit einem tödlichen Gift versetztes Heroin

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kleine hexe Avatar

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Das garantiert einen qualvollen aber sicheren Tod. Und falls man doch überlebt, dann wird man seines Lebens auch nicht mehr froh. In Manchester taucht plötzlich dreckiger Schnee auf. Jugendliche spritzen es sich auf einer Party und sterben unter grausamen Schmerzen oder überleben aber nur nach Amputation der Gliedmaßen in die sie sich das Heroin injiziert hatten. Der Drogenpate von Manchester ist längst im Visier der Polizei, doch er erfährt jedes Mal wenn die Ermittler gegen ihn vorrücken wollen. Es ist klar, Zain Carver hat einen Informanten der ihn warnt. Ein verdeckter Ermittler wird auf ihn angesetzt. Gleichzeitig wird Aidan Waits beauftragt die minderjährige Tochter eines hohen Politikers ausfindig zu machen, denn Isabelle Rossiter ist von daheim abgehauen. Ist es Zufall dass sich Isabelle im Dunstkreis des Drogenpaten bewegt? Zeitweise in seinem Haus wohnt und danach in einer Wohnung die ihm gehört? Waits findet heraus dass eine andere Drogenbande vom Stadtrand von Carver das Geschäft übernehmen und ins Stadtinnere vorrücken will. Doch wieso taucht das versetzte Heroin immer wieder auf? Besteht da ein Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen und dem Verschwinden einer jungen Frau zehn Jahre zuvor? Die Auflösung, wie bei jedem guten Krimi / Thriller erfahren wir nur am Ende. Aber der Weg bis dahin ist mit Leichen und Enthüllungen übersät und sehr spannend.
Die Personen die im Roman agieren haben längst keine Illusionen auf eine bessere Zukunft mehr. Und genauso kommen sie auch rüber. Sehr präzise gezeichnet, verlieren sie keine überflüssigen Worte. Das Meiste bleibt eh ungesagt. Gefühle, Schmerzen, Worte werden unterdrückt, offenbaren sich nur in einer Geste oder in einem Blick. Das erinnert an Hemingway, dessen Gestalten ähnlich aufgebaut sind.
Ohne das englische Original gelesen zu haben, finde ich die Übersetzung von Andrea O’Brien gelungen. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl eine Übertragung zu lesen und musste mich nie fragen, was Knox wohl sagen wollte und was die Übersetzung aus der ursprünglichen Aussage gemacht hat. Die Sprache ist dem Kontext und Milieu total angepasst, ohne aber in die untersten Etagen des Wortschatzes abzudriften. Emotionslos, knapp, manchmal erinnert sie an einen Tatsachenbericht. In ihrer Kargheit unterstreicht die Sprache die düstere Atmosphäre des Buches. Dazu passt auch das Titelbild: ein weißes Pulverkreuz auf schwarzem Hintergrund. Der dreckige Schnee wirkt sehr weiß aber keinesfalls harmlos. Und die Innenseite des Klappenumschlags unterstreicht die dunkle Stimmung noch mehr.
Ein spannender Thriller mit einer wie erwartet unerwarteten Lösung und der leisen Hoffnung, dass Joseph Knox Detective Aidan Waits noch ein weiteres Mal ermitteln lässt. Denn Zain Carver ist am Ende immer noch im Geschäft. Und das kann doch nicht das Ende sein, oder?