Die Kraft des Zusammenhalts

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
emmmbeee Avatar

Von

Mit ihrem Roman „Drei Kameradinnen“ legt Shida Bazyar den Finger auf einen Punkt in der Gesellschaft, den es wohl immer gegeben hat und den es noch lange geben wird: den Rassismus, gepaart mit Sexismus. Das Ausgrenzen aufgrund einer anderen Herkunft ist wohl ein Thema, das so alt wie die Menschheit ist. Und doch hat es gerade in den vergangenen Jahrzehnten an Aktualität zugelegt.
Ich habe schon viele Romane gelesen, die von Migration, Flucht und Verfolgung berichten. Und doch wundert es mich, dass es nicht noch mehr sind. Denn was nicht erst seit der NS-Zeit in Europa passiert, treibt ungeheuerliche Blüten. Vermutlich kann bis heute immer noch nicht alles erzählt werden, denn wir würden es gar nicht ertragen.
Eindringlich und nahe gehend gibt Shida Bazyar Einblicke in den Alltag von drei Frauen, die zwar eine sehr gute Schulbildung genossen haben und perfekt deutsch sprechen, denen aber trotzdem vieles verwehrt bleibt: gute Arbeitsstellen, Respekt, Perspektiven. Lauter Dinge, die für die Einheimischen selbstverständlich sind.
Dass die drei Freundinnen, denn Hani, Saya und die Erzählerin Kasih sind mehr als nur Kameradinnen, sich nicht alles gefallen lassen wollen, ist nur folgerichtig. Und dass irgendwann ein Brand entzündet wird, im realen wie im übertragenen Sinn, ebenso. In ihrem Charakter sind die drei verschieden, teils zögerlich, teils fordernd. Drum waren meine Sympathien auch nicht gleichmäßig verteilt. Dennoch mochte ich sie alle.
Der Erzählstil ist sehr farbig, lebendig, mitreißend. Über einige Strecken schienen die Gedankengänge mir ein wenig langatmig, sodass ich zeitweise quergelesen habe. Doch Schritt für Schritt steigt die Spannung, bis zum explosiven Höhepunkt.
Ich finde, „Drei Kameradinnen“ ist ein mehr als nur aktuelles, sondern ein notwendiges Buch, das hoffentlich die Augen öffnet für die unterschwellige und offensichtliche Arroganz, mit welcher viele Einheimischen, nicht nur in Europa, behaftet sind. Vielleicht muss man selbst längere Zeit im Ausland gelebt haben, um das Aufbegehren der drei Frauen in seiner Gänze zu verstehen.