Drei Freundinnen

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Hani, Kasih und Saya kennen sich schon lange. Sie sind zusammen aufgewachsen in „der Siedlung“, kein richtiges Ghetto, aber doch eine Ansammlung von Menschen „wie ihnen“. Woher ihre Eltern genau stammen erfahren wir nie, das tut auch nichts zur Sache, führt uns nur vor Augen, wie gerne wir einordnen und in Schubladen stecken. Das passiert aber auch so. Kasih ist die Erzählerin und macht das mit einer ungewöhnlichen Erzählweise. Sie schreibt sich in einer Nacht von der Seele, was passiert ist. Wie sich die drei Freundinnen anlässlich der Hochzeit einer Schulkollegin wiedergetroffen haben, wie sie zusammen gelacht haben, sich erinnert haben, sich um die anderen Sorgen gemacht haben, aber auch einmal mehr daran erinnert wurden, wie sehr Alltagsrassismus ihr Leben bestimmt. Bewusst hat die Autorin dafür drei „Vorzeigemigrantinnen“ gewählt, sie haben studiert bzw. einen gut Job, aber so sehr sie sich anstrengen, so sehr sie sich anpassen, immer wieder kommen diese verletzenden und beängstigenden Momente, die Hürden, die ihnen in den Weg gelegt werden und vor allem das Unverständnis, wenn sie versuchen all das aufzuzeigen. Das in dieser Intensität zu lesen, tat richtig weh. Weil man genau weiß, so ist es, da sind die Morde der rechten Szene und wie mit ihnen umgegangen wird dann sozusagen „nur“ die Spitze des Eisberges.
Kasih erzählt all das in einer Nacht. In der Nacht bevor Saya aus dem Gefängnis entlassen werden soll, in dem sie saß, weil sie angeblich verantwortlich war für einen Brandanschlag mit vielen Toten. Wie es dazu kam, was in den Tagen davor wirklich geschah, gespickt mit Erinnerungen an die gemeinsame Jugend, Einblicken in den Alltag Kasihs und Wissenswertem zum Thema Rassismus und NSU-Prozess, nimmt uns die Autorin mit auf diese atemlose Reise.
„Drei Kameradinnen“ ist ein Roman, der mich auf allen Ebenen überzeugt hat. Ich mochte die Erzählperspektive sehr, fand den Rhythmus großartig und sehr mitreißend, ich fand ihn sprachlich perfekt auf den Punkt, die Charaktere wunderbar ausgearbeitet, das Thema sehr eindringlich und berührend umgesetzt und die Geschichte einfach perfekt erzählt. Für mich ein Lesehighlight 2021!