Freundinnen, Kameradinnen, Schwestern

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
missbibliophile Avatar

Von

"Drei Kameradinnen" war für mich eines dieser Bücher, auf die man sich unglaublich freut und sich dann voller Vorfreude der Lektüre widmet, bis eine oder zwei Dinge eine leichte Enttäuschung aufkommen lassen, die immer größer wird.
Das liegt in dem vorliegenden Fall nicht wirklich am Inhalt. Obwohl der Roman Shida Bazyars keine wirkliche Handlung vorweisen kann, sondern eher eine Zusammenfassung der Woche vor dem "Brand" (das ist kein Spoiler, sondern wird schon vor dem eigentlichen Roman in Form eines fiktiven Zeitungsartikels offenbart), der von einer der Protagonistinnen verursacht wird, ist. Dieser Erzählstrang wird ab und an unterbrochen mit Anekdoten aus der Vergangenheit. Dies entspricht nicht dem "traditionellen" Aufbau eines Romans, aber das ist auch nicht das Ziel der Ich-Erzählerin.
Für mich liegt das Problem darin, dass mir keine der drei Protagonistinnen sympathisch ist. Besonders die Ich-Erzählerin, die sehr passiv im Umgang mit ihren Freundinnen ist. Außerdem ist sie eine unzuverlässige Erzählerin, was, wenn man diese Erzähltechnik gut einsetzt, zur Handlung beitragen kann und teilweise auch den Charme ausmacht. Bei "Drei Kameradinnen" hingegen war die Erzählerin einfach nervig. Vor allem am Ende, das eine absolute Enttäuschung war, weil man nicht erfährt, was jetzt wirklich war. Hat gar nichts von dem stattgefunden, was die Erzählerin auf 350 Seiten so eloquent beschrieben hat?
Drei Sterne, weil ich die Sprache der Autorin sehr poetisch fand und weil ich es für unglaublich wichtig erachte, dass über nicht-weiße Menschen in der Literatur auch von nicht-weißen Menschen geschrieben wird.