Ganz normaler Rassismus

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reg1ne Avatar

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Die 3 Freundinnen Saya, Hani und die Ich-Erzählerin Kasih wachsen zusammen im Problemviertel einer deutschen Großstadt auf. Hier geboren sind sie trotzdem weder Deutsche noch Flüchtlinge und dem täglichen Rassismus ausgesetzt durch ihre Hautfarbe oder ihren Akzent.
Kasih erzählt von ihrem Wiedersehen aufgrund einer Hochzeitseinladung und den 4 Tagen vor einer Terrorattacke. Dabei blickt sie auch immer wieder zurück auf ihre gemeinsame Kindheit und ihrem unerschütterlichen Zusammenhalt. Gemeinsam gegen den täglichen Rassismus und der Gleichgültigkeit der Eltern.
Die Situation spitzt sich zu, Saya kann ihn nicht mehr akzeptieren und liest sich durchs Internet, schaut die Nachrichten, die voll sind vom Beginn eines großen Prozesses gegen eine rechtsradikale Mörderbande. Die beiden Freundinnen versuchen Saya abzulenken und unter Kontrolle zu halten, doch am entscheidenden Abend ist die eine zu betrunken, um richtig zuzuhören und die andere mit ihrem Ex-Freund beschäftigt.
Die Autorin hält uns geschickt den Spiegel vor, indem sie uns immer wieder direkt anspricht und exakt bei den Gedanken ertappt, die einem unbewusst durch den Kopf gegangen sind. Das gibt dem Buch einen sehr interessanten Kick und man kommt automatisch ins Grübeln.
Dass am Ende nicht alles so passiert ist, wie die Autorin uns zunächst glauben machen wollte, hat auch mit strukturellem Rassismus zu tun. Man glaubt ihr sofort, dass es genau so passiert sein könnte.
Bücher wie dieses, die über den täglichen Rassismus berichten und versuchen, der weißen Leserschaft einen Einblick in ihren Alltag zu verschaffen, geraten immer mehr in den Fokus und es ist verdammt nochmal auch Zeit, dass wir Bio-Weiße uns mit dem Thema auseinander setzen. Fragen wie: „Wo kommst du her?“ implizieren, dass jemand eben nicht in Berlin geboren wurde, wenn er eine dunklere Hautfarbe hat. Aber grade das sollte in der X-ten Generation der Einwanderer doch selbstverständlich geworden sein. Sie sind wie wir: hier geboren, aufgewachsen, sind mit uns zur Schule gegangen und haben mit uns Abitur gemacht. Aber auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt sind sie dennoch so stark benachteiligt, dass es weh tut! Die schweigende Mehrheit ist aufgefordert, dazwischen zu gehen, endlich was gegen die rechten Prolls und gegen die Alltäglichkeit des Rassismus aufzustehen. Bücher wie dieses sind wichtiger denn je!