Gesellschaftskritischer Roman zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit

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timphilipp Avatar

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Dieser Roman stellt Rassismus und Fremdenhass in den Fokus und übt eine gehörige Portion Gesellschaftskritik. Diese halte ich zwar für zu heftig, da das angeprangerte Gedankengut sicherlich nur von einer Minderheit Deutscher gehegt wird. Aber im Kern trifft sie durchaus zu, so dass das Buch zum Umdenken anregt.

Drei seit der Kindheit befreundete junge Frauen mit Migrationshintergrund treffen sich anlässlich einer Hochzeitsfeier für einige Tage in Berlin wieder. Am Ende muss sich eine von ihnen, Saya, für einen Großbrand verantworten. Die Ich-Erzählerin Kasih resümiert schriftlich die Tage davor und blickt immer wieder zurück auf das Leben der drei als Kinder/Jugendliche in einer Ghettohochhaussiedlung. Schon hier sahen sie sich regemäßig rassistischen und fremdenfeindlichen Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt, die sich in ihrem Erwachsenenleben fortsetzen. So wurden etwa ihre sehr guten schulischen Leistungen niemals mit der Note 1 bewertet, wurden sie in Kaufhäusern unberechtigt des Ladendiebstahls bezichtigt, finden sie trotz hervorragendem Studienabschluss keinen Job. Noch unzählige weitere Beispiele werden kumuliert. Saya ist diejenige der drei, die hierüber am wütendsten ist und eindringliche Anklagen erhebt. Das Fass zum Überlaufen ist für sie ein gerade beginnender großer Strafprozess gegen eine Gruppe Rechtsradikaler (ohne dass er namentlich so genannt wird, dürfte es sich um den NSU-Prozess handeln). Sehr eindringlich wirkt das Ganze zusätzlich dadurch, dass Kasih den Leser mehrfach direkt anredet und ihm so verdeutlicht, dass er Teil dieser Gesellschaft ist. Für sehr gelungen halte ich auch, dass von dem einen oder anderen Ereignis an späterer Stelle erzählt wird, dass es nur fiktiv sei und man sich deshalb am Ende fragt, wie es sich denn nun tatsächlich abgespielt hat.