Immer unter Verdacht: Ehrlich, nah, direkt.

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Mein erster Eindruck: Ein Roman von Shida Bazyar, der Autorin von „Nachts ist es leise in Teheran“ — Das lässt Großes erwarten. Die Flammen auf dem Cover glänzen in der Sonne und untermalen die Geschichte, die sich im Inneren des Buches befindet. Sie erzählt von der tiefen Freundschaft von drei jungen Frauen, ihren alltäglichen Begegnungen mit Rassismus, Klassismus und Sexismus und endet in einer zugespitzten Wendung. Kasih, Saya und Hani wuchsen als Kinder von Migranten in der selben Gegend auf und wurden von der Kindheit, über die Jugend bis zum Erwachsenenalter mit den gleichen Problemen konfrontiert. Gleich am Anfang erfährt man durch einen Zeitungsbericht von einem Großbrand, den Saya vermeintlich gelegt hat und wodurch sie in den Medien in die Schublade „islamistisch radikalisiert“ gesteckt wird. Die Ich-Erzählerin (Kasih) wartet in der Gegenwart auf Saya’s Entlassung aus dem Gefängnis, während sie aus ihrer gemeinsamen Jugend und Kindheit erzählt.

„Wir nehmen das, was uns als Realität verkauft wird, und übermalen damit unsere eigenen Biografien.“

Das Buch gibt mir von der ersten Sekunde an das Gefühl, dass ich mit Bekannten auf den Treppenstufen meines Viertels sitze, mit einem Getränk in der Hand und über die Themen spreche, die uns bewegen. Der/die Leser*in wird direkt angesprochen — klar und ehrlich — und es wird eine angespannte Verbindung zwischen Erzählerin und Leser*in aufgebaut. Die Autorin folgt ihrer eigenen Linie; springt (sehr treffend) zwischen verschiedenen Ereignissen der Vergangenheit hin und her. Es wird nicht drum rum geredet und nichts verschönt. Es fühlt sich wie ein Gespräch mit einer Bekannten an; locker, frei heraus, aber doch distanziert. Gleichzeitig fühlt es sich als Leser*in manchmal beklemmend an und man hat das Gefühl, es gibt für kein „richtig“ in dem Umgang mit den angesprochenen Situationen.

Vielleicht ist auch gerade das, was die Autorin uns spüren lassen will: Immer unter Verdacht zu stehen, immer über einen Kamm geschert zu werden. Vielen wird das wohl nicht gefallen, aber manchmal muss es eben auch unbequem sein.