Intensiv

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lady.liebesskeptisch Avatar

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In "Drei Kameradinnen" berichtet die Erzählerin Kasih direkt aus ihrem Kopf. Sie schreibt, und wir als Leser*innen erleben quasi live ihren Gedankenfluss. Dabei geht es um sie und ihre beiden besten Kindheitsfreundinnen, Hani und Saya. Alle drei haben eine Art Migrationshintergrund, der aber nicht näher erläutert wird. Mehr als diese Info ist aber auch gar nicht nötig. Die drei treffen sich jedenfalls nun nach längerer Zeit wieder einmal zu dritt.
Das besondere an dem Roman ist der Textfluss, der nahezu nicht durchbrochen wird. Es gibt keine Kapitel und die Gedanken von Kasih werden ungeschönt weitergegeben. Auch sehr eindrücklich ist die Tatsache, dass Kasih ihre Leser*innen direkt anspricht, sie kategorisiert, Vermutungen über sie anstellt und ihnen Vorwürfe macht. Und ganz ehrlich: Ich habe mich an einigen Stellen ertappt gefühlt. Das ist zunächst merkwürdig, aber regt stark zum Nachdenken an. Es geht viel um (Alltags-)Rassismus, um Anderssein, um Toleranz und Akzeptanz. Und um eine Parallelwelt, die weiße deutsche Menschen gar nicht wirklich wahrnehmen. Da muss ich mir definitiv auch selbst an die Nase fassen.
Und deshalb finde ich dieses Buch so gut und wertvoll. Es öffnet Augen und sollte viel mehr in der Gesellschaft thematisiert werden! Einen Stern Abzug gibt es wegen der teils wirren Erzählungen und Sprünge, die Kasih vornimmt.