Leider von allem zu viel...

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mufflpuff Avatar

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Das Buch, auf das ich mich sehr gefreut habe, lässt mich ratlos, fast schon etwas enttäuscht zurück. Aus Sicht der Ich-Erzählerin Kasih wird die Geschichte erzählt, wobei die drei Hauptcharaktere leider sehr unscharf bleiben. Man erfährt nur häppchenweise einige Details, interessante Aspekte bleiben jedoch außen vor. Die drei Kameradinnen treten überheblich, undifferenziert und unsympathisch auf und stellen drei typische Klischees dar. Hani passt sich der Situation an und ist deshalb die Angepisste, Saya eine Rebellin, die gegen alles und jeden ist, und Kasih, die als unzuverlässige Erzählerin die Aufgabe hat, den Leser möglichst viel und oft zu beschimpfen.
Etwas anstrengend war der sehr sprunghafte und übergangslose Aufbau des Romans, eine etwas stärkere Gliederung hätte dem Verständnis sicher gutgetan.

Inhaltlich konnte mich das Buch leider in keiner Weise überzeugen. Es werden drei Frauen beschrieben, denen Chancen genommen bzw. gar nicht erst gegeben werden, weil sie, so der Eindruck der Ich-Erzählerin, pauschal abgestempelt und in Schubladen geschoben werden. Die Ich-Erzählerin wirft durchgehend mit plumpen und pauschalen Vorurteilen um sich, die Sie bei ihren Mitmenschen kritisiert und deren Sinn sich mir leider nicht erschließen. In jedem Menschen, den Sie trifft, sieht sie einen Rassisten, einen Ausländer-Hasser und jemanden, der Sie und ihre Freundinnen ungerecht behandelt.Die hochqualifizierte Soziologin mit Bestnoten wurde von allen Menschen, die Sie je getroffen hat, ungerecht behandelt und wird auch heute noch aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt. Für meinen Geschmack einfach viel zu viel Selbstmitleid und Pauschalaussagen, was mich beim Lesen am Ende einfach nur noch genervt hat. Man hangelte sich praktisch nur noch von Feindbild zu Feindbild und fragt sich beim Lesen bloß, wer als nächstes aufs Korn genommen wird.
Die Autorin Shida Bazyar drück sich sehr intelligent aus und versucht auf überspitzte Art und Weise auf die Thematik aufmerksam zu machen, leider kam bei mir das Lesevergnügen nicht so richtig auf, da dem Thema etwas die Ernsthaftigkeit fehlte.

Für mich insgesamt also ein Sammelsurium von rassistischen, feministischen und ausländerfeindlichen Vorurteilen und Benachteiligungen und weniger ein Buch, in dem dezent und klug diese Thematik eingearbeitet wird. Schade, so leider aus meiner Sicht nicht zu empfehlen.