Starke Anklage – provokativ und kontrovers

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bartie Avatar

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Das Feuer mit Flammen löschen?

Ein Zeitungsartikel über einen verheerenden Brand, bei dem viele Menschen ihr Leben verloren haben, eröffnet diesen Roman. Saya M. wurde dieses schrecklichen Verbrechens verdächtigt.

Saya ist eine von den drei jungen Frauen, über die dieser Roman handelt. Mit ihren beiden Freundinnen Kasih und Hani verbindet sie eine nicht deutsche Herkunft und die in einer Wohnsiedlung zusammenverbrachte Jugend. Aus der Sicht der Kameradinnen ist der Migrationshintergrund dafür verantwortlich, dass ihr Leben nicht so verläuft, wie sie es sich wünschen würden. Die drei Freundinnen fühlen sich oft benachteiligt, beobachtet, verfolgt und diskriminiert. Besonders Saya leidet darunter und versucht auf eigene Art sich zu wehren und den eigenen, persönlichen Kampf auszufechten.

Die Geschichte wurde von Kasih erzählt, obwohl von einer fesselnden Erzählung kann hier keine Rede sein. Gleich am Anfang stellt die Verfasserin dieser Geschichte klar:
„Ich möchte fair bleiben, alle Missverständnisse aus dem Weg räumen und von vornherein kein Geheimnis daraus machen, was dieser Text ist und was er nicht ist.
Ich möchte das doch nicht.“ (Zitat S.10)

Und so kommt es, dass sie ihrer Leserschaft Ausschnitte aus dem Leben der drei Frauen präsentiert, ohne sich um die Chronologie und/oder den Wahrheitsgehalt zu kümmern. Dabei geht es in diesem Roman um sehr wichtige Themen, wie zum Beispiel: Alltagsrassismus, Diskriminierung, Migration, Rechtsextremismus in Deutschland. Es sind alles hochbrisante Themen, über die man nicht nur reden, sondern auch darauf reagieren müsste.

Als Leserin dieses Buches muss ich stattdessen unzählige Anschuldigungen, Vorurteile und Provokationen der Autorin, die sich der Stimme von Kasih bedient, hinnehmen. Dabei sind Kasih Aussagen oft unfair, widersprüchlich und verwirrend, die Bilder des Alltags übertrieben und/oder verzerrt dargestellt.

Ich konnte diesmal keine Sympathien für die Protagonistinnen des Romans empfinden, die Episoden aus dem Leben der drei Frauen konnten mich nicht wirklich bewegen. Ich bedauere es sehr, aber bei so brisanten Themen habe ich einfach mehr von diesem Roman erwartet. Auch bin ich unsicher, ob eine wütende Standpauke den gewünschten Effekt bringen würde. Kann man denn wirklich ein Feuer mit lodernden Flammen löschen?