" Unter Verdacht "

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schokoflocke Avatar

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" Gegen rechts zu sein sei weder eine Entscheidung noch eine Einstellung, gegen rechts zu sein, war für Saya nichts anderes als ein Überlebenstrieb, der nicht einmal Bennenug bedurfte. (...) Wenn Antifaschismus etwas Nennenswertes war, was sollte denn dann die unbennante Norm noch sein ? "

Es ist die Geschichte von Hani, Kashi und Saya, die als Kinder mit ihren Familien nach Deutschland gekommen sind und auch viele Jahre später immer noch nicht richtig dazu gehören. Sie haben sich angestrengt, gelernt, studiert, sprechen ohne Akzent und werden trotzdem schief angeguckt, beobachtet, verurteilt...Es ist die Geschichte von sehr vielen Menschen in Deutschland, die ein Lied davon singen können, was es heißt fremd zu sein...
Shida Bazyar zeichnet hier ein sehr kritisches Bild unserer Gesellschaft, die durch die Herkunft geteilt wird. Unabhängig vom Talent oder Leistung haben manche bessere Chancen als andere, es ist das Geburtsort, der Familienname und die Hautfarbe, die entscheiden, wie man behandelt wird. Zweifellos ist das Thema aktuell und sehr wichtig, das macht den Roman so lesenswert, ich fand es leider auch sehr schwierig zum lesen. Schon der Schreibstil hat mir nicht besonders gefallen und ich fand die Geschichte auch nicht so fesselnd, es war aber der anklagende Ton und die Vorwürfe, die mir so zu schaffen gemacht haben. Als Leser fühlt man sich angegriffen und möchte am liebsten gleich erklären, dass nicht alle so sind...Und Aussagen wie "Deutschland ist ein rassistisches Land " gehen entschieden zu weit... Natürlich sind das bewusste Provakotionen um zu verdeutlichen, wie das ist, wenn man nicht als Individuum, sondern als Masse angesehen wird. Weil, wenn wir ehrlich sind, in der Behauptung, dass alle Deutsche Rassisten sind oder alle Weiße reich und privilegiert genauso viel Wahrheit liegt, wie in der Behauptung, dass alle Migranten faul gefährlich und kriminell. Das bisschen umgekehrte Psychologie und ein kleines Rollentausch macht diese Stimme gegen Rassismus besonders kraftvoll und ausdruckstark. Im Grunde ist dieses Buch ein Apell um mehr Toleranz und weniger Vorurteile und deswegen schon sehr lesenswert, auch wenn das bisschen Mühe erfordert.