Von Zusammenhalt und strukturellem Rassismus

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nantki Avatar

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Dieses Frühjahr überzeugt mit grandiosen Titeln - allen voran Shida Bazyars neuer Roman „Drei Kameradinnen“. Mit unglaublicher erzählerischer Wucht tauchen wir ein, in eine Welt, die uns gleichzeitig bewusst doch deren gesamtes Ausmaß Weißen Personen teilweise verborgen ist oder das sie nur selten spüren müssen. Durch die Feder der Protagonistin Kasih und vor allem durch das, was nicht ausformuliert wird, werden die strukturellen Probleme der gegenwärtigen Welt vor Augen geführt.

Die Freundinnen Kasih, Hani und Saya wachsen in einer namenlos bleibenden Stadt Deutschlands auf. Gefunden haben sie sich, da sie immer wieder von der Gesellschaft als anders gelesen werden. Sie aufgrund ihrer Herkunft immer wieder unter Verdacht geraten, beäugt werden. Was aber bleibt, ist ihre außergewöhnliche Freundschaft, die bedingungslos ist und Halt verspricht. Nach einigen Jahren treffen sie sich wieder, um ein paar Tage die gemeinsame Zeit zu genießen. Doch auch in der Gegenwart hat sich die Haltung in Deutschland kaum verändert. Nicht als Weiße Deutsche gelesen zu werden, bedeutet jederzeit: Blicke, Sprüche, Hass und rechter Terror. Die Nacht, die alles ins Wanken bringt, bricht an...

Bazyar erzählt kompromisslos von den Missständen in Deutschland. Von Ausgrenzung, strukturellem Rassismus und rechtem Terror. Dabei spricht sie die Leser*innen direkt an. Durch die Augen der Protagonistinnen erhält man einen schonungslosen Einblick in ihre Gegenwart. Wiederholt kreiert die Erzählerin dennoch Distanz durch direkte Ansprachen aber auch durch Reflektionen zum eigenen Schreibverhalten. Schon früh macht sie klar, dass sie dem erlernten Schreibmuster (der deutschen Schulen) von Einleitung, Hauptteil und Schluss nicht folgen will. Mich hat dieser grandiose Roman von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Sprachgewaltig lässt die Autorin zahlreiche wichtige Themen und Informationen in den Romantext einfließen, sodass man fast eine Hybridform aus Roman, Sachbuch und Augenzeugenbericht liest. Ein Buch, was für mich ein Highlight sondergleichen war. Um dieses Buch kommt man in diesem Frühling nicht herum! Absolute Leseempfehlung- besser noch Leseauftrag!