Lebendig erzählte Geschichte

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soaphie Avatar

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August 1936 in Berlin, die Olympischen Spiele sind eröffnet, es wimmelt von Menschen, die Stadt pulsiert. Wir lernen Elfie kennen, eine schwermütige junge Frau, die bei ihrer Großmutter aufwuchs und gewiss kein leichtes Leben hatte. Sie arbeitet in der Confiserie Sawade, einer bis ins Ausland bekannten Pralinenmanufaktur in Berlins Prachtstraße Unter den Linden. Hier findet sie Halt und ein kleines bisschen Alltagsglück.
Drei Türen weiter hat Franz, ein 50 jähriger Buchhändler sein Geschäft. Er ist Jude und hat Angst, große Angst denn die Fänge des Nationalsozialismus ziehen sich immer enger zusammen. Den Laden hat er von seinem vor 8 Jahren verstorbenen Bruder geerbt und weiß nicht, wie es für ihn weitergehen soll.
Anne Stern schafft es in einer wunderbaren Sprache die Atmosphäre und das Lokalkolorit dieses Sommers 1936 zu beschreiben. Man riecht förmlich die schokoladigen Köstlichkeiten von Sawade und den trockenen, leicht staubigen Duft der Bücher. Ich möchte so gerne wissen, wie das Schicksal von Franz weitergeht und auch was aus Elfie und der Schokolade wird. Mich interessieren Geschichten aus den Kriegsjahren sehr und ich bin sicher, dass Anne Stern wieder einen historisch gut recherchierten, einfühlsamen und spannenden Roman geschrieben hat.
Das Cover zeigt Kakaofrüchte am Strauch wie aus einem botanischen Lehrbuch in hübschen Pastellfarben. Ich finde es sehr gelungen und gut illustriert. Allerdings verrät es nichts von der Zeit in der das Buch spielt, vielleicht entwickeln sich noch mehrere Zeitebenen? Ich möchte es unbedingt weiterlesen!