Zwischenmenschliche Spannung, aber es passiert nicht viel

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hundeliebhaberin Avatar

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Elena möchte die Ferien mit ihrem sechsjährigen Sohn und ihrer dreizehnjährigen Tochter in einem abgelegenen Ferienhaus an der Atlantikküste Frankreichs verbringen. Das Haus gehört der Partnerin ihrer Arbeitsgeberin, weshalb es ein unschlagbares Angebot ist. Elenas Mann muss wegen der Arbeit zuhause bleiben. Daher fragt sie Eve, das Kindermädchen, ob sie mitkommen mag. Eigentlich sind ihre Kinder zu alt für ein Kindermädchen, doch vor allem ihr Sohn hängt an Eve. Damit ihre Tochter sich nicht langweilt, darf sie ebenfalls eine Freundin mitnehmen.

Erzählt wird wechselnd aus Eves und Elenas Perspektive. Während Eve für Elena eine Art Freundin und gute Gesellschaft ist, sieht Eve Elena ganz klar als ihre Arbeitgeberin, hält sie auf Distanz und lässt sich die Wochen in Frankreich gut bezahlen.
Nina Bußmann schreibt nüchtern, schnörkellos und schafft von Beginn an eine bedrohliche Grundstimmung, die untergründig spürbar ist. Die Waldbrände und der verschrobene Hauswart verstärken diesen Eindruck.
Im Grunde passiert auf der Handlungsebene kaum etwas. Die Gruppe ist in dem Haus, verbringt Nachmittage am Strand und irgendwie leben alle aneinander vorbei. Die einzelnen Situationen werden von Elena und Eve so unterschiedlich geschildert und bewertet, dass ich gar nicht wusste, was sich tatsächlich abgespielt hat. Die Dynamik der Figuren ist in jeder Hinsicht konkurrierend - gerade Eve und Elena buhlen nur so um die Aufmerksamkeit und die Wertschätzung der Kinder.

Dadurch, dass kaum etwas passiert, aber durchgehend eine zwischenmenschliche Spannung herrscht und sich die Tage in Frankreich sowie die Lesepassage ziehen, baute sich keine Spannung im Leseprozess auf.
Ein Buch, das beklemmend ist und mich irgendwie ratlos zurücklässt. Ich hatte, ausgehend vom Klappentext und der Leseprobe ein spannungsgeladenes Kammerspiel erwartet, das sich so nicht erfüllt hat.