Drei Frauen, ein Mann und das Unvorhersehbare

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webervogel Avatar

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„Bitte, liebe Leserinnen und Leser, versucht die Rezensionen so zu verfassen, dass das Geheimnis von Drei nicht enthüllt wird“ – so die Bitte des Diogenes-Verlages, die den Leseexemplaren dieses Romans beilag. Der genannte Wunsch machte mich schon einmal sehr neugierig auf das Buch – wie auch die Leserstimme auf dessen Rücken: „Rund um Mishanis neuen Roman Drei gibt es einen Hype, als ginge es um die neueste Staffel Game of Thrones.“ Tatsächlich stand dieses Buch mehrere Monate auf Platz 1 der israelischen Bestsellerliste (obwohl es mit Drachen, Schlachten, Fantasy absolut nichts zu tun hat). Aber was hat es denn nun mit diesem Hype auf sich?

Der von Dror Mishani geschriebene Roman „Drei“ handelt von drei in Israel lebenden Frauen, jeder von ihnen ist ein Abschnitt gewidmet. Orna, Emilia und Ella lernen jeweils denselben Mann kennen – einen Anwalt namens Gil Chamtzani. Die Auslöser für ihre Begegnungen sind unterschiedlich, wie sich auch alle von ihnen in unterschiedlichen Situationen befinden. Obwohl Gil die Konstante ist, die in jedem Abschnitt eine Rolle spielt, stehen die Frauen ganz klar im Fokus. Und sie sind Dror Mishani richtig gut gelungen; er proträtiert ihr Innenleben sehr einfühlsam und äußerst nachvollziehbar: Selbstverständnis, Sehnsüchte, Verletzungen und Ängste. Das Nachwort besteht aus einem Interview mit dem Autor, in dem er nach der Herausforderung gefragt wird, als Mann aus der Perspektive von Frauen zu schreiben. Seine Antwort finde ich spannend: „Wenn ich über männliche Figuren schreibe, ähneln sie immer mir. Meine weiblichen Figuren sind ganz anders als ich und sie unterscheiden sich auch untereinander.“
Mishani kennt seine Frauenfiguren in- und auswendig und gibt ihnen viel Raum. Die Gedanken von Gil lernt der Leser dagegen nicht kennen, was ich etwas bedauert habe.

Doch was ist nun das Besondere an „Drei“? Das Unvorhersehbare, das ich hier nicht andeuten will. Die von Mishani kreierten Richtungswechsel. Die Frauen, die mich beim Lesen nicht mehr losgelassen haben. Das „Hätte, Wäre, Würde“-Kino, das der Roman in meinem Kopf ausgelöst hat. „Drei“ ist ein intensives Leseerlebnis und Mishani ein Name, den ich mir merken werde. Übrigens auch, weil momentan gleich zwei Verfilmungen geplant sind: eine israelische TV-Serie und ihre internationale Adaption. Das sind doch Aussichten!