Ungewöhnlich

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minijane Avatar

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Der Roman spielt in Israel und erzählt in 3 Abschnitten von sehr unterschiedlichen Frauen, die eine Gemeinsamkeit haben, ihre Begegnung mit dem Rechtsanwalt Gil.

Aus der Perspektive des allwissenden Erzählers lernen wir zunächst Orna kennen, die frisch geschieden, nun als alleinerziehende Mutter die alleinige Verantwortung für ihren sehr sensiblen 9jährigen Sohn Eran tragen muss, und die verzweifelt versucht wieder in ein normales Leben zurückzufinden.

Die zweite Frau heißt Emilia und ist eine lettische Einwanderin, die als Altenpflegerin arbeitet und in ein seelisches Loch fällt, als der alte Mann, den sie pflegt verstirbt und sie gezwungen ist in einem Altenheim zu arbeiten, wo man sie eher duldet als schätzt.

Ella, im letzen Abschnitt des Buches, ist mit einem eifersüchtigen Berufssoldaten verheiratet, hat 3 Kinder und versucht sich mit 37 Jahren noch verspätet an ihrer Masterarbeit.

Dror Mishani entwirft in seinem Roman ein Psychogramm dieser Frauen, lotet feinfühlig ihre Gefühlslagen aus und entlarvt ihre Einsamkeit. Von Gil, dem die Frauen auf unterschiedliche Weise begegnen, erfährt man wenig. Seine Gefühle und Beweggründe bleiben im Dunkeln.

Ein toller literarischer Schreibstil lässt vermuten, man hat es mit einem klug gestrickten Gegenwartsroman zu tun, doch dann hat der Autor mich sehr überrascht, weil sich das Buch plötzlich wie ein Krimi anfühlte.

Die ein bisschen monotone, sehr nüchterne Vertonung im Hörbuch durch den Sprecher Franz Dinda hat mich anfänglich irritiert, passte im Nachhinein aber hervorragend zur Geschichte. Ich fand das Buch ungewöhnlich, erfrischend anders, mit einem sehr interessanten Schauplatz und bin restlos begeistert.