Schönheit ist vergänglich, Charisma bleibt

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Max Costa, mittlerweile Mitte 60, hat in jungen Jahren als Eintänzer auf einem Passagierschiff mit exzellenten Tanzschritten und Manieren so manches Frauenherz wild klopfen lassen. Auf der Überfahrt nach Südamerika lernt er im Jahr 1928 Mecha Inzunza kennen, die gemeinsam mit ihrem Mann, einem bekannten Komponisten, erster Klasse nach Buenos Aires reist. Bei einem Tango erfolgt das erste Aufeinandertreffen, Tango ist das Thema des Smalltalks, und es ist auch der Tango, der Max dem Ehepaar in seiner Geburtsstadt Buenos Aires in zwielichtigen Lokalitäten näher bringt. Doch es bleibt nicht beim Tango. Nach einer heißen Liaison macht sich Max mit Mechas Perlencollier aus dem Staub.

Mitte der 30er Jahre treffen Max und Mecha erneut aufeinander - eher zufällig, als Max sich in Nizza aufhält. Durch teilweise undurchsichtige Geschäfte und dank seines guten Aussehens und Charmes hat sich Max einen gewissen Lebensstandard geschaffen. Das Wiedersehen mit Mecha lässt die alte Leidenschaft wieder aufbrechen, doch nach wenigen Tagen in Nizza muss Max fliehen, da er im Namen der italienischen Regierung in Spionageaktivitäten verwickelt ist und nach einem Diebstahl von Dokumenten untertauchen muss.

Erst knapp 30 Jahre später bei einer flüchtigen Begegnung in Neapel glaubt Max seine ehemalige Tanzpartnerin wieder erkannt zu haben. Sein Leben bis dahin ist sehr wechselvoll verlaufen - und zuletzt war er als Chauffeur eines Schweizer Arztes in Sorrent tätig. Mecha begleitet ihren Sohn zu einem Schachturnier. Und natürlich tritt Max auch hier wieder mit Gaunereien in Erscheinung - aus Liebe zu Mecha.

In jeweils parallelen Erzählsträngen schildert der Autor Arturo Pérez-Reverte die Begegnungen von Max und Mecha. Die Rückblende auf die Vergangenheit nimmt in etwa den gleichen Raum ein wie die Gegenwart. Nostalgie und Sehnsucht nach einer längst vergangenen Zeit werden geschickt in flotten und anmutigen Beschreibungen dargestellt. Jeder Erzählstrang hat einen eigenen Höhepunkt, zu welchem der Autor die Geschichte geschickt hinführt. Allerdings hat auch jeder Erzählstrang ein dominantes Thema, dem der Autor sehr viel Raum widmet: In der ersten Episode geht es um Tango, in all seinen Facetten, zum Teil mit vielen spanischen Fachtermini angereichert, die Ausführlichkeit der Beschreibung ist an manchen Stellen sehr extrem. In der zweiten Phase in Nizza geht es um eine Spionageaffäre, die durchaus eine gewisse Spannung erzeugt, aber zugleich auch recht langatmig beschrieben wird. Die Gegenwart in Neapel ist von der Teilnahme Mecha Inzunzas Sohn an einem Schachturnier geprägt - hier dominieren sehr schach-strategische Elemente.

Der Roman "Dreimal im Leben" weckt durch sehr lebendige und anschauliche Beschreibungen die Neugier und Lust, tiefer in die Geschichte einzutauchen. An manchen Stellen wirkt das Buch aber etwas überladen. "Dreimal im Leben" erfordert eine gewisse Bereitschaft, in die Geschichte eintauchen zu wollen, sich darauf einzulassen - keine reine leichte Sommerlektüre.