Hinter dem unscheinbaren Cover steckt eine bewegende Geschichte

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waschbaerprinzessin Avatar

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An dem schlichten Cover wäre ich im Buchladen vermutlich einfach vorbeigegangen und der Titel erweckt eher den Eindruck, dass man es hier mit einer Fantasygeschichte zu tun hat. Glücklicherweise habe ich mir jedoch die Beschreibung durchgelesen und die hat mich sofort neugierig gemacht. Die Geschehnisse zu Beginn von "Dschinns" könnten eine Strophe aus dem Lied "Ironic" darstellen: Ein Mann erfüllt sich nach Jahrzehnten des Schuftens seinen Lebenstraum - und erleidet einen Herzinfarkt noch bevor er seiner Familie stolz die neue Wohnung präsentieren kann. Die Schilderung dieser Ereignisse erfolgt in einer besonderen Erzählperspektive, nämlich in der zweiten Person Singular. Wer ist die Stimme, die zu Hüseyin spricht, ihn an all die harten Jahre in Deutschland, seine Wünsche und Träume erinnert und verspricht, nach seinem Tod über die Wohnung zu wachen? In jedem Fall sorgt diese ungewöhnliche Erzählweise dafür, dass man sich sofort mit dem Erzähler identifiziert, sich selbst angesprochen fühlt und mit ihm mitleidet. Die Sprache ist wundervoll bildlich und hat mich sofort vom kalten deutschen Winter in den heißen Sommer in Istanbul versetzt. Auch der Perspektivwechsel zu Hüseyins Sohn Ümit ist gelungen. Fatma Aydemir findet die passende Sprache für den Jugendlichen und ich bin sehr gespannt auf die weiteren Perspektiven, die der Klappentext verspricht, und die weiteren Einblicke in den Umgang der türkischen Kultur mit dem Tod. Sehr spannend finde ich auch, zu erfahren, wie sich die Kinder, die in Deutschland aufgewachsen sind, in Istanbul zurechtfinden und wie sie mit dem Lebenstraum ihres Vaters umgehen werden.